Im Rahmen unserer Reise zur Europride in Göteborg kamen wir völlig unerwartet in Genuss eines kulturellen Ereignisses der ganz besonderen Art: Zum Abschluss gaben Boy George & Culture Club ein kostenloses Konzert auf dem Götaplatsen, einem der größten öffentlichen Plätze in Göteborg.
Boy George & Culture Club live: Konzert in Göteborg
Schwierige Kindheit, Drogensucht, festgenommen und verurteilt wegen Heroinbesitzes, Verurteilung wegen Freiheitsberaubung verurteilt, weil er in seiner Londoner Wohnung einen Callboy an die Wand gekettet hat – die Liste seelischer und persönlicher Abstürze von Boy George – bürgerlich George Alan O’Dowd – ist lang. Und doch ist die adrogyne Pop-Ikone der 1980er Jahre immer noch lebendig. Während seine Zeitgenossen Michael Jackson, George Michael und Prince längst unter der Erde sind, ist Boy George derzeit mit seiner Band Culture Club auf Tour – in Originalbesetzung von 1981!
Obwohl ich ein Kind der 80er Jahre bin, habe ich mich damals nie wirklich mit der Musik von Boy George und Culture Club beschäfigt. Ihre größten Hits „Do you really want to hurt me?“ und „Karma Chameleon“ fand ich damals schon zu klebrig. Erst vor einiger Zeit stolperte ich jedoch in einer Spotify-Playlist über weitere Songs der Band. Insbesondere „Time (Clock Of The Heart)“ und „Victims“ entpuppten sich dabei für mich als bisher unbekannte Meilensteine der Popmusik, welche in ihrer Entstehungszeit leider völlig an mir vorbeigegangen waren. Daraufhin stöberte ich ein wenig mehr im Werk von Boy George und lernte dabei einige seiner Solo-Singles wie „Love Hurts“, „After the love“, „The Crying Game“ (produziert von den Pet Shop Boys) oder „Generations of love“ seines Projekts Jesus Loves You zu schätzen.
Das Culture Club-Konzert entpuppte sich als würdiger Höhepunkt unseres EuroPride-Wochenendes in Göteborg. Der Götaplatsen war schon Stunden vor dem Konzert mit Tausenden Menschen gefüllt und begann dann auch relativ pünktlich. Die Band eröffnete die Show mit „Let’s Dance“ von David Bowie. Danach folgten alle bekannten Hits aus insgesamt fünf Alben. Die Solo-Songs von Boy George fanden im Programm keine Beachtung, aber schließlich handelte es sich ja auch um ein Konzert der Gruppe Culture Club, und da muss man einfach eine Trennlinie ziehen. Genesis spielen auf ihren Konzerten schließlich auch keine Hits von Phil Collins. Das es kurz nach Beginn des Konzertes anfing zu regnen, tat der guten Stimmung keinen Abbruch.
Besonders gut gefiel mir, dass sich Boy George zwischen den Liedern immer wieder in einer kurzen Ansprache an das Publikum richtete. Während andere Stars meistens außer einem „Hello [hier Name der Stadt einfügen]“ nicht viel mitzuteilen haben, ging Boy George auch auf aktuelle Themen wie das Wetter und – dem Anlass entsprechend – auf die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben ein.
Culture Club & Boy George auf Tour 2018 in Deutschland
Zwischen Juni und November 2018 tourt die Gruppe durch die USA, Kanada und Großbritannien. Doch zwischen dem ersten und zweiten Advent diesen Jahres werden Culture Club auch noch bei zwei Konzerten in Köln (04.12.18, Palladium) und Berlin (05.12.18, Verti Music Hall) auftreten. Die Band, bestehend aus Sänger Boy George, Bassist Mikey Craig, Gitarrist und Keyboarder Roy Hay und Schlagzeuger Jon Moss, hat seit ihrer Wiedervereingiung im Jahr 2011 noch nie in Deutschland gespielt.