Ob die Türkei, Ägypten, Tunesien, die Vereinigten Arabischen Emirate (insbesondere Dubai und Abu Dhabi), Marokko oder Indonesien – viele muslimisch geprägte Länder sind bei Touristen sehr beliebt. Was mich an diesen Ländern so fasziniert, ist die Kombination aus Fortschritt auf der einen und uralter Kultur auf der anderen Seite. Doch wer in ein Land reist, in dem die islamische Kultur beheimatet ist, sollte sich im Klaren sein, dass er einen anderen Kulturkreis betritt – das gilt besonders für schwule Urlauber. In meinem Blogbeitrag möchte ich dir verraten, welche Grundregeln dabei beachtet werden müssen – aber gleichzeitig auch mit einigen weitverbreiteten Clichés brechen.
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Reisen in muslimische Länder: Was müssen schwule Urlauber beachten?
Kultur und Tradition sind für die meisten westlichen Urlauber leider generell zu einem Fremdwort geworden. Daher möchte ich dir zuerst die wichtigsten Verhaltenregeln vorstellen, die in muslimischen Ländern für Männer und Frauen gelten.
Übrigens: Meine Tipps für Reisen während des Ramadan findest du in einem separaten Artikel.
Angemessene Kleidung in muslimischen Ländern
Ganz gleich, ob Mann oder Frau: Wer in einem muslimischen Land unterwegs ist, sollte Knie und Schultern stets bedeckt halten. Das gilt nicht nur für den Besuch heiliger Stätten (z.B. einer Moschee), sondern auch für einen Bummel in der Stadt oder in einem Einkaufszentrum. Ein ähnliches Verhalten kannst du übrigens auch in asiatischen Ländern, wie z.B. Thailand, feststellen: Die Einheimischen sind vielleicht arm, aber sie haben ihren Stolz und legen Wert auf einen gepflegten Kleidungsstil – und kurze oder sogar zerrissene Hosen gehören definitiv nicht dazu. Zwar sieht man in den Ländern viele Touristen, die das nicht berücksichtigen – aber diese muss man sich ja nicht zum Vorbild nehmen, oder?
Allerdings solltest du es auch nicht übertreiben und im Urlaub landestypische Kleidung tragen. Das ist respektlos gegenüber den einheimischen Menschen, ihrer Tradition und Religion. Achte einfach auf eine angemessene Kleidung, die nicht zu freizügig ausfallen sollte. Wenn du nicht in Badekleidung durch die Stadt schlendert, hast du schon fast alles richtig gemacht: Einige Einheimische werden vielleicht innerlich die Nase rümpfen, wenn deine kurze Hose über den Knien endet oder eine Frau mit Spaghetti-Trägern unterwegs ist. Du wirstwirst des aber sicherlich keinen Ärger mit der (Sitten-) Polizei bekommen.
Aber: Wenn Du als schwuler Mann in Deutschland gerne in Fetischklamotten oder Damenkleidung auf die Straße gehst, solltest du deine Vorlieben in einem islamischen Land noch einmal überdenken.
Alkoholgenuss in muslimischen Ländern
Alkohol wird auch in muslimischen Ländern in den meisten Hotels und Restaurants ausgeschenkt. Diese benötigen jedoch eine entsprechende Ausschanklizenz. Auf ein Bier am Strand oder an anderen öffentlichen Plätzen solltest du allerdings verzichten: Betrunken in der Öffentlichkeit rumzulaufen ist eine Straftat.
Umgekehrt bedeutet dies jedoch nicht, dass Muslime keinen Alkohl trinken. Denn nicht alle Muslime sind religiöse Fanatiker: Nur ein geringer Prozentsatz von ihnen ist überhaupt religiös. Ich habe viele muslimische Freunde, und nur die wenigsten von ihnen beten. Viele von ihnen trinken jedoch gerne ein Bierchen oder ein Glas Wein!
Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit austauschen
Kommen wir zum heikelsten Punkt: In muslimischen Ländern sollte man sich mit dem Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit zurückhalten. Doch während händchenhaltende Hetero-Touristen in vielen arabischen Ländern noch geduldet werden, kann es für schwule Urlauber schnell gefährlich werden. In Iran, Mauretanien, Saudi-Arabien, Sudan, den Vereinigten Arabischen Emiraten (und somit auch in den beliebten Urlaubsdestinationen Dubai und Abu Dhabi) und Jemen kann für gleichgeschlechtliche Handlungen die Todesstrafe verhängt werden! Und in Ägypten nahm die Verfolgung von Schwulen im Jahr 2017 zu. Die Polizei benutzt hier bekannte Dating-Apps, um schwule Männer zu kontaktieren und bei gestellten Treffen zu verhaften. Homosexuelle Urlauber sollten sich in muslimischen Ländern daher unbedingt an diese Regeln halten:
- Rede nicht über Deine Homosexualität
- Keine Küsse mit anderen Männern in der Öffentlichkeit
- Keine Umarmung oder Händchenhalten mit deinem Freund in der Öffentlichkeit
- Kein Sex an öffentlichen Orten
Auch wenn die Strafen gegen Homosexuelle erstmal drakonisch wirken, muss man auch hier vor Panik warnen: Mein Mann und ich haben schon mehrmals Urlaub in Dubai und Abu Dhabi verbracht. Dabei haben wir uns stets sicher gefühlt und auch niemals eine unerfreuliche Situation erlebt. Wir gehen auch in Deutschland nicht Hand in Hand spazieren und verzichten auf Küssen in der Öffentlichkeit. Insofern mussten wir uns in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht verstellen.
Und natürlich gibt es auch in muslimischen Ländern viele schwule und bisexuelle Männer, die auf Dating-Portalen und in Cruising Areas nach Sex und Liebe suchen. Viel häufiger als in Deutschland wird Mann sogar auf offener Straße, im Taxi, Hotel oder Hamam von fremden Männern angegraben. Ihr solltet nur darauf achten, keine Zärtlichkeiten oder sogar sexuelle Aktivitäten in der Öffentlichkeit auszuleben. Was hinter verschlossenen Türen passiert, geht auch in muslimischen Ländern niemanden etwas an.
Benutzung von Dating-Apps wie Grindr, Scruff & Gayromeo und Instagram
Gay Dating-Apps wie Gayromeo, Grindr oder Scruff sind illegal und z.B. in Dubai und Abu Dhabi gesperrt. Um dies zu umgehen (aber immer noch illegal), solltest du eine VPN-Software benutzen. Mit dieser hast du vollen Zugriff auf die Dating-Apps und kannst anonym im Internet surfen.
Wie so oft, sieht auch die Realtität wieder deutlich weniger dramatisch aus: Zwar waren die Domains der bekannten Dating-Portale (z.B. gayromeo.com) und Pornoseiten in Abu Dhabi und Dubai gesperrt. Mit der jeweiligen Smartphone-App konnte man jedoch ganz normal ins Netz gehen. Es dauert auch nicht lange, bis man von einheimischen Kerlen angechattet wird. Zwar solltest du bei einem Treffen vorsichtig sein, da sich z.B. in Ägypten Polizisten Fake-Profile anlegen, um schwule Männer in die Falle zu locken. Zumindest in Abu Dhabi versicherten mir alle User, mit denen ich gechattet habe, dass die Nutzung sicher sei. Keiner von ihnen war mit einer gesicherten Verbindung online.
Auf Instagram, Pinterest, Twitter usw. kannst du natürlich auch als homosexueller Mann gerne Urlaubsfotos hochladen. Ich würde jedoch auf offensichtlich schwule Inhalte und einschlägige Hashtags wie #gay und #queer in sämtlichen Variationen verzichten.
Gay Clubs, Bars und Gaysaunen in islamischen Ländern
Du hast es sicherlich schon geahnt: Reine Gay Clubs, Bars und Gaysaunen wirst du in den meisten islamischen Ländern nicht finden. Trotzdem gibt es in vielen Ländern eine Underground-Szene, die ihrem Namen noch gerecht wird.
Gay Parties – sofern es welche gibt – werden normalerweise nur über soziale Medien und Mundpropaganda veröffentlicht. Grindr ist der beste Ausgangspunkt, um sie zu erforschen. Denk aber immer daran, öffentliche Zuneigung zu vermeiden, um auf der sicheren Seite zu sein!
Viele schwule und bisexuelle Moslems treffen sich in Badehäusern, den sogenannten Hamams. Auch die Wellnessbereiche in Hotels und Sportclubs sind beliebte Treffpunkte, um Kontakt zu anderen Männern zu knüpfen. Setzt euch am besten in den Whirlpool oder in die Dampfsauna und lasst euch überraschen: Sicherlich werdet ihr nicht lange alleine bleiben!
Schwule Urlauber in Hotels
Aufgrund der strengen Anti-Gay-Gesetze wirst du in den meisten muslimischen Ländern keine schwulen Hotels finden, wie Mann sie aus Key West oder Gran Canaria kennt. Wenn zwei Männer gemeinsam ein Hotelzimmer buchen, bekommen sie in einem islamischen Land für gewöhnlich ein Zimmer mit zwei Einzelbetten zugewiesen (das Gleiche gilt übrigens für unverheiratete Hetero-Paare!).
Für uns ist es kein Problem, im Urlaub in getrennten Betten zu schlafen. In unserem letzten Urlaub in Abu Dhabi hat man uns zu unserer Überraschung sogar die Wahl zwischen einem Zimmer mit zwei Einzelbetten und einem Doppelbett ermöglicht. Aus Diskretion haben wir uns für die Variante mit zwei Einzelbetten entschieden.
Unser Tipp: Bei den großen internationalen Hotelketten ist es normalerweise kein Problem, dass schwule Paare ein Doppelbett teilen!