Outing Tipps: Wie kann man sich am besten als schwul outen?

Coming Out: Wann als schwul outen?

Früher oder später stellt sich jeder homosexuelle Junge oder Mann die Frage nach dem perfekten Coming Out: Wann oute ich mich am besten als schwul? Wenn auch du dir diese Frage stellst, möchte ich dir dazu ein paar Tipps zum perfekten Coming-Out geben.

Coming Out: Was bedeutet das?

Das Wort Coming-out (oder Comingout) stammt aus dem Englischen. Es bedeutet „herauskommen“, bzw. sinngemäß ein „absichtliches, bewusstes Öffentlichmachen“). In der Regel bezeichnet ein Coming Out den Prozess einer Person, sich zu ihrer sexuellen Identität oder ihrer Geschlechtsidentität im privaten oder öffentlichen Kreis zu bekennen, wenn diese von der gesellschaftlich festgelegten Geschlechterrolle abweicht, das aber vorher nicht bekannt war. Als schwuler Mann beschreibe ich hier das Coming-Out als selbiger – aber natürlich kannst du auch als lesbische Frau oder transsexueller Mensch von meinen Tipps profitieren.

Outing Tipps: Wann ist der perfekte Zeitpunkt?

Der perfekte Zeitpunkt für ein Coming-Out ist natürlich für jede Person unterschiedlich. Es gibt jedoch einige Aspekte, die du beachten solltest, wenn du dich gegenüber Freunden, Familie oder Arbeitskollegen als schwul outen willst.

Inneres Coming Out

Zuerst solltest du mit dir selbst im Reinen sein. Du musst dir selbst darüber im Klaren sein, dass du schwul bist. Bevor du dich outest, solltest du daher die folgenden Fragen eindeutig mit „Ja“ beantworten können:

  • Bist du zufrieden mit dir?
  • Hast du deine Form der Sexualität für dich akzeptiert?
  • Kannst du zu deinen Gefühlen stehen?

Das innere Coming Out, also das Akzeptieren deiner homosexuelle Vorlieben und Gefühle, bringt dir Sicherheit. Denn dein Selbstwertgefühl ist beim Coming Out von größter Bedeutung. Nur dann wirst du auch Reaktionen anderer Menschen aushalten, die vielleicht nicht so schön sind!

Such dir die richtigen Freunde

Ich habe schon sehr früh darauf geachtet, mir nur solche Menschen als Freunde auszusuchen, von denen ich wusste, dass sie tolerant sind und kein Problem mit Menschen haben, die irgendwie anders sind.

Gibt es in deine Klasse, auf der Arbeit oder im Sportverein Leute, die Witze über Schwule, Lesben und andere Minderheiten machen? Dann halte dich von ihnen fern, auch wenn du sie – aus welchem Grund auch immer – toll findest. Mit Sicherheit gibt es in deinem Umfeld aber auch Menschen, die offen und tolerant gegenüber Minderheiten sind. Wie kannst du die erkennen?

  • Vielleicht hören sie Musik von schwulen Künstlern
  • Vielleicht mögen sie Serien mit lesbischen, schwulen oder transgender Charakteren
  • Im Idealfall haben sie sich schon einmal wohlwollend über LGBT-Personen oder
  • missbilligend gegenüber intoleranten Menschen geäußert
  • Oder vielleicht haben sie sogar LGBT-Menschen in ihrer Familie oder Bekanntenkreis

Halt einfach Augen und Ohren offen und versuche, die toleranten Menschen in deinem Umfeld zu erkennen.

Du bist nicht allein

Wenn du Zweifel hast oder dich schlecht fühlst, denk immer daran, dass du nicht alleine bist: Da draußen gibt es unzählige Menschen, die so fühlen wie du! Hier findest du z.B. eine Liste mit vielen berühmten und erfolgreichen Menschen, die sich geoutet haben!

Als ich vor meinem Coming Out stand, bin ich zum Christopher Street Day (CSD) nach Hamburg gefahren. Ich hatte noch nie zuvor einen bekennend homosexuellen Menschen im Alltag gesehen. Da ich sehr schüchtern bin, beobachtete ich die CSD-Parade zuerst nur aus der Ferne. Doch ich weiß noch genau, wie beeindruckt ich war: So viele schwule und lesbische Menschen auf einem Haufen! Und alle marschierten stolz durch die Stadt, weil sie sich nicht verstecken wollten!

Knüpfe Kontakte zu anderen schwulen Männern

Bevor du dich outest, solltest du auch Kontakte zu anderen schwulen Männern knüpfen (nein, nicht für Sex). Ich habe z.B. damals im Internet einen deutlich älteren Mann kennengelernt. Während ich noch ein junger, ungeouteter Student war, lebte der bereits seit über 20 Jahren mit seinem Mann in einer festen Beziehung. Über den Chat stellte ich ihm viele Fragen zu seinem schwulen Leben, z.B.:

  • Wie hast du dich geoutet?
  • Wie haben die anderen Menschen auf dein Coming Out reagiert?
  • Wo hast du deinen Mann kennengelernt?
  • Wie habt ihr Sex?

Ich war damals wirklich noch in jeder Hinsicht total unerfahren: Jungfrau und ungeoutet! Zum Glück war dieser Mann wirklich sehr verständnisvoll. Er hat alle meine Fragen sehr ausführlich und verständnisvoll beantwortet. Irgendwann haben wir uns dann auch im realen Leben kennengelernt. Es war meine erste Begegnung mit einem schwulen Mann. Ich freue mich, dass ich bis heute einen guten Kontakt zu ihm habe. Ohne seine guten Ratschläge wäre mein Leben sicherlich anders verlaufen. Und mittlerweile bin ich in seiner Situation und berate andere Jungs und Männer beim Coming Out (nicht nur im Internet, sondern auch im echten Leben).

Im Internet findest du zahlreiche Online-Foren, Facebook-Gruppen sowie Communities bei Gayromeo und Gayroyal, in denen du dich mit anderen schwulen Nutzern austauschen und um Ratschläge zum Coming-Out bitten kannst.

Du musst dich nicht outen

Übrigens: Wenn du dich nicht outen möchtest, lass es einfach sein! Niemand muss ein Coming Out machen! Sexualität ist Privatsache und geht niemanden etwas an. Auch die meisten heterosexuellen Menschen haben sexuelle Vorlieben und Geheimnisse, die ihnen vielleicht peinlich sind. Genau wie du würden sie vermutlich vor Scham im Boden versinken, wenn sie danach gefragt würden. Doch da Heteros keine exotische Minderheit sind, werden sie einfach nicht darauf angesprochen.

Wir Schwulen sind aber einfach eine Besonderheit: Das wird sich niemals ändern und wird immer so bleiben. Wir entsprechen einfach nicht der Norm – und das ist völlig ok. Doch irgendwann werden deine Familie, Freunde oder Kollegen vielleicht fragen, ob du schwul bist. Diese Frage ist übrigens von den meisten Menschen nicht böse gemeint. Sie sind einfach neugierig und interessiert, da Homosexualität für sie vielleicht etwas Unbekanntes, Fremdes und Exotisches ist.

Ich habe damals auf die Frage nach meiner Sexualität immer schnippisch geantwortet: „Warum, stehst du auf mich?“. Dann war das Thema meistens erledigt. Doch als diese Frage immer häufiger gestellt wurde, war mir klar, dass ich mich irgendwann outen sollte. Denn ich wollte mich nicht mein ganzes Leben lang verstecken!

Meine Coming-Out-Erfahrungen als schwuler Mann

Zum Glück ist mein Leben dann so verlaufen, wie ich es oben beschrieben habe: Wieder die Familie noch Freunde und Kollegen hatten ein Problem damit, dass ich schwul bin. Und aus meiner alten Schwulklasse am Gymnasium haben sich (leider erst nach dem Abitur) noch drei weitere Mitschüler als gay geoutet!

Allerdings ist mir heute bewusst, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie negative Erfahrungen mit meiner Homosexualität gemacht habe, weil ich mir die Menschen in meinem Umfeld immer sorgfältig ausgesucht habe!

Hast du dich bereits als schwul geoutet? Dann freue ich mich über deine Tipps und Erfahrungen (positive wie negative) zu deinem Coming-Out in den Kommentaren unter diesem Artikel!

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