Calima Kanaren: Heißer Wüstenwind auf Gran Canaria

Wie ich bereits in meinem letzten Blogbeitrag berichtete, entwickelte sich unser Kanarenurlaub nicht ganz wie geplant. Hauptursache für den Albtraumurlaub war ein sogenannter Calima, welcher die Kanarischen Inseln ausgerechnet während unseres Aufenthalts heimgesucht hatte. Heute erzähle ich dir mehr über den Wüstenwind auf Gran Canaria. Auf den Kanaren wird dieses Wetterphänomen oft auch Bruma Seca genannt, was trockener Nebel bedeutet.

Was ist ein Calima auf den Kanaren?

Als Calima (eingedeutscht auch Kalima genannt) wird auf den Kanarischen Inseln eine Wetterlage bezeichnet, bei der ein Sandwind aus Afrika feinen Wüstenstaub bis auf die Inseln trägt. Besonders intensiv wirkt sich die Calima-Wetterlage auf die östlichen Inseln wie Fuerteventura, Lanzarote und Gran Canaria aus. Der Sand trübt den Himmel. wodurch die Sicht stark beeinträchtigt ist. Doch auch die westlichen Inseln wie El Hierro, La Palma und La Gomera bleiben nicht völlig von dem Sandsturm verschont. Bei einer ausgeprägten Calima-Warnung kann sogar La Graciosa, die kleinste der bewohnten Kanareninseln, von dem Phänomen betroffen sein.

Der Calima sorgt dafür, dass sich die Luft merklich aufheizt und die Temperaturen steigen. Zudem bringt der trockene Wüstenwind eine erhebliche Staubbelastung mit sich. Dies kann für empfindliche Personen, wie z.B. Asthmatiker, problematisch sein. Die Auswirkungen sind nicht nur meteorologisch spürbar, sondern beeinflussen auch den Alltag der Bewohner und Touristen, die sich auf den Inseln aufhalten.

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Heißer Wüstenwind Calima sucht Gran Canaria heim

Windig ist es auf Gran Canaria eigentlich immer, besonders an der südlichen Küste in Maspalomas. Da es sich dabei auch im Winter in der Regel um einen warmen Wind handelt, fanden wir dies jedoch bisher nie besonders schlimm. Zudem ist es meist nach zwei bis drei Tagen wieder windstill. Wirklich schlechtes Wetter haben wir in den vergangenen 10 Jahren nicht ein einziges Mal auf den Kanaren-Inseln erlebt!

Selbst bei starkem Wind beruhigt sich das Wetter oft schnell. Doch wenn der Calima einsetzt, wird die Situation anders. Der Sandwind aus Afrika, der Sand aus der Sahara bis zu den Kanaren trägt, hüllt die Inseln in eine Staubwolke, die in manchen Fällen bis zu 300 Meter hoch reichen kann. Dieser feine Wüstensand trübt den Himmel und führt zu trockener, heißer Luft. Dies betrifft besonders die östlichen Inseln wie Fuerteventura und Lanzarote. Der Calima kann manchmal mehrere Wochen andauern. Doch die Inselbewohner haben gelernt, damit umzugehen.

Ein kleiner Tipp: Falls du in den „Genuss“ eines Kalimas kommst, unternimm einfach einen Ausflug. Irgendwo auf Gran Canaria gibt es immer gutes Wetter – oder du tauchst mit dem U-Boot ab! Indoor-Aktivitäten, die du über Get Your Guide buchen kannst, sind ebenfalls eine tolle Option, bei der dich garantiert kein Sandsturm stört.

Unsere Kalima-Erfahrungen

Calima auf den Kanaren: Hier sieht man normalerweise die Berge von Gran Canaria
Calima auf den Kanaren: Hier sieht man normalerweise die Berge von Gran Canaria

Eine seltsame Ankunft und eine veränderte Landschaft

In diesem Jahr war jedoch alles anders: Schon bei unserer Ankunft auf Gran Canaria und bei der anschließenden Fahrt durch Playa del Inglés und Maspalomas kam es uns höchst merkwürdig vor, dass sehr viele Gäste in langen Hosen, Jacken und Schals unterwegs waren. Diese Kleidungsstücke sieht man auf Gran Canaria höchstens mal an Einheimischen, jedoch nur sehr selten an Touristen. Natürlich fiel uns auch auf, dass man von unserem Hotel aus die Berge gar nicht sehen konnte – denn normalerweise hat man von der Lage des kleinen Hügels, auf welchem das Cay Beach Meloneras liegt, einen herrlichen Blick auf die Bergkulisse von Gran Canaria bis zum Roque Nublo. Während unseres diesjährigen Urlaubs war die Sicht jedoch deutlich getrübt, und die Berge waren hinter einer braunen Sandschicht verborgen.

Zu Beginn des Urlaubs gingen wir noch davon aus, dass der Ostwind nach wenigen Tagen wieder abschwächen würde. Also nutzten wir die Gunst der Stunde und unternahmen gleich zu Beginn unseres 12-tägigen Aufenthalts zwei Ausflüge in die Berge, anstatt uns wie gewohnt erst einmal an den Strand und an den Pool zu legen. Als sich der Sturm jedoch auch am vierten Urlaubstag nicht beruhigen wollte, zogen wir auch unseren traditionellen Einkaufsbummel im Shopping-Center Atlantico vor. Bei der Gelegenheit konnten wir uns auch gleich noch zusätzliche Socken und Unterhemden besorgen, denn für gewöhnlich packe ich mir für den Gran-Canaria-Urlaub nur ein einziges Paar lange Socken in den Koffer – nämlich für die Rückreise. Ansonsten bin ich auf der Insel entweder barfuß, in Flip-Flops oder Füßlingen in meinen Sneakern unterwegs!

Steter Wind und seine Folgen

Doch dieses Mal war es anders, und die Winde hörten einfach nicht auf. Die Warnungen, die wir vorab über den möglichen Einfluss der Winde in dieser Jahreszeit erhalten hatten, schienen sich zu bestätigen. Die Kombination aus Hitze und starkem Wind führte dazu, dass sich eine dicke Sandschicht über die gesamte Umgebung legte. Es war fast so, als hätte die Wüste direkt auf die Insel übergegriffen, und der Sand legte sich auf alle Oberflächen.

Die Landschaft sah surreal aus, und die Winde wehten den feinen Sand in jede Richtung. Der beständige Sand in der Luft beeinflusste nicht nur den Flugbetrieb, sondern machte es auch für uns schwer, draußen im Freien zu bleiben, ohne dass unsere Atemwege gereizt wurden. Einige Einheimische und Touristen gingen so weit, sich eine Atemschutzmaske zu besorgen, um sich vor den Sandstürmen zu schützen, die in den Sommermonaten regelmäßig auftreten können. Normalerweise erleben wir diese extremen Bedingungen nur in den Wintermonaten, aber dieses Mal schienen die Naturgewalten anders zu spielen.

Die ständigen Sandstürme beeinträchtigten auch unsere üblichen Ausflüge zu den beliebten Orten der Insel, und wir verbrachten viel Zeit damit, uns über die aktuelle Wetterlage und mögliche Warnungen in lokalen Infos zu informieren.

Nachdem ich von anderen Hotelgästen das Wort Calima aufgeschnappt hatte, musste ich doch erstmal im Internet nachforschen, was es damit auf sich hat. Dank Google wurde ich auch schnell fündig:

Von der Sahara kommt mit östlicher Strömung trockene, warme Luft und bringt oft feinen Sandstaub mit. Hochdruck über der Sahara erhöht die Temperatur und verringert die Luftfeuchtigkeit. Die Sicht ist dann leicht getrübt, die Niederschlagsneigung bei der geringen Feuchte aber sehr gering. Es kann im Flugverkehr zu Problemen kommen. Bei dem Staubgehalt der Luft ist das warme, trockene Wetter aber nicht angenehm und führt leicht zu Reizungen der Atemorgane.

Wie wirkt sich ein Kalima auf die Gesundheit aus?

Symptome

Nach etwa einer Woche begann ich, die erwähnten Reizungen der Atemorgane am eigenen Leib zu spüren: Ein trockener Husten, gefolgt von einer kribbelnden Nase und häufigem Niesen, waren nämlich keine Erkältung, sondern die Folgen des Dunsts, der durch den Sandsturm auf der Insel herrschte. Die Winde, die den feinen Sand aus der Sahara herüberwehten, führten zu diesen Beschwerden, was hier auf dem Archipel unter dem Begriff Calima bekannt ist. Am schlimmsten waren jedoch die plötzlichen Symptome wie die Schwellung der Augen, die in der zweiten Urlaubswoche auftraten: Von einem Moment auf den anderen begannen meine Augenlider stark anzuschwellen.

Zunächst dachte ich an eine einfache Reizung und legte mich für ein Mittagsschläfchen ins Bett. Doch nach dem Aufwachen war der Zustand schlimmer als zuvor. Meine Augen waren noch mehr geschwollen. Die Trockenheit der Luft und die konstanten Winden hatten offensichtlich Schäden angerichtet. Da die Liegeposition meine Symptome verschlechtert hatte, suchte ich rasch einen Arzt auf. Mit Hilfe von Tabletten und Augentropfen bekam ich die Augenschwellung glücklicherweise wieder in den Griff.

Bedingungen auf der Insel

Die Bedingungen auf der Insel blieben jedoch weiterhin problematisch. Durch die hohen Windgeschwindigkeiten und den ständigen Sand in der Luft hatte die Regierung eine Warnstufe ausgerufen. Besonders im Süden der Insel, wo wir uns befanden, waren die Auswirkungen des Calimas stärker zu spüren, während der Norden oft weniger betroffen ist. Der feine Sand legte sich über alles, und das Licht schien durch den Dunst gedämpft.

Viele Urlauber, die wie wir in dieser Zeit auf Gran Canaria waren, berichteten ebenfalls von Atembeschwerden und trockener Haut. Der Mangel an Wasser und die Trockenheit verstärkten das Unwohlsein, und trotz unserer Hoffnungen auf einen erfrischenden Regen, blieb der Himmel klar. Auch die sonst so grüne Vegetation in einigen Regionen der Insel wirkte durch den anhaltenden Sandsturm strapaziert, und die Schäden an den Pflanzen waren deutlich zu erkennen.

Dieser besondere Sandsturm hatte eine andere Art von Intensität, wie wir sie in all den Jahren auf der Insel noch nie erlebt hatten. Trotz allem freuten wir uns darauf, dass sich das Wetter in den kommenden Tagen bessern würde, und hofften, den Rest unseres Urlaubs ohne weitere gesundheitliche Beschwerden genießen zu können.

Wie kann man sich vor dem heißen Wind schützen?

Ursache für meine dicken Augen war der Calima: Der Wüstensturm weht nämlich nicht nur Sand, Staub, Vögel und Heuschrecken bis zu den Kanaren – sondern wirbelt auch jede Menge Krankheitserreger auf. Es ist daher kein Wunder, dass sich besonders ältere Menschen, Kleinkinder und Allergiker nicht unnötig dem Calima aussetzen sollten. Doch wie kann man sich auf den Kanarischen Inseln vor einem Kalima schützen?

  • Das Gesundheitsministerium der Kanaren warnt Menschen, die an Kreislauf- und Atemwegserkrankungen leiden, möglichst im Haus zu bleiben.
  • Wer trotzdem Besorgungen machen muss, sollte außer Haus unbedingt einen Mundschutz tragen.
  • Zudem kann es hilfreich sein, während des Calimas auf die Westseite der Insel zu fahren, welche dem Wind nicht direkt ausgesetzt ist.
  • Auch in den Bergen ist es weitaus angenehmer, da die Luft hier klarer ist.

Übrigens tritt der Calima im Winter eher selten auf. Viel häufiger kommt er im Sommer vorher, dafür aber auch noch deutlich heftiger: Die Temperaturen auf den Kanaren steigen dann auf über 40° Grad. Autos und Straßen sind mit Sandstaub bedeckt. Pflanzenwachstum sowie die landwirtschaftliche Produktion werden stark beeinträchtigt.

Gegen Ende unseres Urlaubs auf Gran Canaria wurde der Calima dann noch besonders stark: Wie auf dem obigen Beitragsbild zu erkennen, verschwand Maspalomas am Nachmittag unter einer schmutzig-gelben Dunstwolke. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich froh, nach einer Kanaren-Reise wieder nach Hause fliegen zu können.

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