Dritter Weltkrieg: Sichere Fluchtziele für schwule Männer

Es ist ein Gedanke, der bis vor kurzem noch unvorstellbar war – und doch wird er sogar in meinem Freundeskreis immer häufiger diskutiert: Wohin soll man fliehen, wenn der Krieg auf Europa übergreift? Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine 2022 hat sich das Sicherheitsgefühl vieler Menschen in Europa verändert. Für schwule Männer kommt ein weiterer Aspekt hinzu: In einem möglichen Kriegsfall zählt nicht nur, wohin man fliehen kann, sondern auch, wo man als schwuler Mann sicher leben kann – rechtlich und gesellschaftlich.

Ich habe mir überlegt, welche Länder im Falle eines dritten Weltkrieges (z.B. durch eine weitere Eskalation Russlands) als sichere Zufluchtsorte für schwule Männer in Frage kämen. Dabei geht es nicht nur um das Asylrecht, sondern auch um gesellschaftliche Akzeptanz, Lebensqualität und langfristige Perspektiven.

Fluchtziele für homosexuelle Männer im Falle eines Dritten Weltkrieges

Die geopolitischen Spannungen haben in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen. Insbesondere die russische Aggression gegen die Ukraine hat die Sicherheitslage in Europa grundlegend verändert. Während der Krieg in der Ukraine noch andauert, befürchten viele Experten eine Ausweitung des Konflikts auf andere Länder. Sollte Russland weitere europäische Länder angreifen oder der Konflikt zu einem globalen Krieg eskalieren, stellt sich die Frage: Wohin können schwule Männer fliehen, um sowohl physische als auch soziale Sicherheit zu finden?

Aktuelle Situation: Russland, Ukraine und die Gefahr eines größeren Konflikts

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 ist Europa mit einer neuen sicherheitspolitischen Realität konfrontiert. Die NATO-Staaten verstärken ihre Verteidigungsbereitschaft, während Russland immer wieder mit weiteren militärischen Aktionen und dem Einsatz von Atomwaffen droht. Viele Experten halten es für möglich, dass Russland in Zukunft weitere ehemalige Sowjetstaaten oder sogar NATO-Mitglieder ins Visier nimmt. Dies könnte zu einem direkten Konflikt mit westlichen Staaten führen.

Für schwule Männer stellt sich neben der allgemeinen Kriegsgefahr auch die Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz in den Fluchtländern. Russland selbst hat die Rechte von LGBTQ*-Personen in den letzten Jahren massiv eingeschränkt und viele russische Flüchtlinge suchen bereits Schutz in anderen Ländern. Sollte der Konflikt eskalieren, könnten noch viel mehr Menschen – darunter auch schwule Männer – gezwungen sein, Europa zu verlassen.

Die besten Länder für eine sichere Flucht

Kanarische Inseln (Spanien)

Kanaren - Wo ist es am schönsten?
Kanaren – Wo ist es im Krieg am sichersten?

Die Kanarischen Inseln sind aus mehreren Gründen ein spannender Sonderfall, wenn es um Sicherheit im Kontext eines möglichen dritten Weltkrieges geht – insbesondere für schwule Männer:

Geografisch weit weg vom Festland

Die Kanarischen Inseln liegen über 1.000 km südwestlich von Spanien vor der Küste Westafrikas. Diese geografische Distanz zum europäischen Festland könnte im Falle eines großflächigen Krieges in Europa von Vorteil sein. Selbst wenn Teile Europas destabilisiert würden, wären die Kanaren im Ernstfall nicht automatisch direkt betroffen – zumindest nicht militärisch.

  • Vorteil: für eine Invasion schwer erreichbar, keine militärstrategisch wichtige Region
  • Nachteil: im Ernstfall eingeschränkte Fluchtmöglichkeiten (nur Luft- oder Seeweg)

Politischer Status

Die Kanaren gehören vollwertig zu Spanien – und damit zur EU und zur NATO. Das bedeutet: gleiche Rechte, gleiche Rechtslage, gleiche Währung. Man kann sich dort ohne Visum oder besondere Aufenthaltsgenehmigung aufhalten, solange man EU-Bürger ist.

Das heißt konkret:

  • Du kannst jederzeit einreisen und dich dort niederlassen.
  • Rechtlich bist du dort genauso geschützt wie in Deutschland.
  • Sozial- und Krankenversicherung gelten auch dort.

Akzeptanz schwuler Männer auf den Kanaren

Gran Canaria ist die Schwuleninsel der Kanaren
Gran Canaria ist die Schwuleninsel der Kanaren

Vor allem Inseln wie Gran Canaria (Stichwort: Yumbo Center in Playa del Inglés), Teneriffa und Lanzarote haben sich über die Jahrzehnte zu beliebten Reisezielen für schwule Männer entwickelt. Man ist dort nicht nur geduldet, sondern Teil einer riesigen Gay-Community – vor allem auf Gran Canaria.

Risiken im Kriegsfall

Bei allen Vorteilen gibt es für die Kanaren im Ernstfall aber auch Einschränkungen:

  • Die Inseln sind vollständig vom Luft- und Seeverkehr abhängig. Sollte der europäische Luftraum im Kriegsfall eingeschränkt oder geschlossen werden, kann es zu Versorgungsengpässen kommen.
  • Auch eine mögliche Unterbrechung der Fluchtrouten in Afrika (die Küste ist nur 100 km entfernt) birgt potenzielle Risiken.
  • In einem groß angelegten NATO-Krieg könnten auch entlegene Gebiete durch Cyber-Angriffe oder logistische Probleme betroffen sein.

Sicher, aber kein absoluter Schutzschild

Die Kanarischen Inseln sind wahrscheinlich eine der sichersten Optionen innerhalb Europas – vor allem in der Anfangsphase einer Eskalation. Man bleibt innerhalb der EU, hat Zugang zum Gesundheitssystem, zur Infrastruktur und zum Rechtsschutz und bewegt sich in einer Region mit einer ausgeprägten Gay-Community.

Wenn du also einen Rückzugsort suchst, der relativ isoliert, politisch stabil, rechtlich sicher und schwulenfreundlich ist, dann sind die Kanarischen Inseln auf jeden Fall eine gute Wahl.

Madeira (Portugal)

Gay-Urlaub Madeira
Wie sicher ist Madeira im Kriegsfall?

Madeira ist eine weitere interessante Option für schwule Männer, die im Falle einer größeren Krise in Europa einen sicheren Rückzugsort suchen. Die Insel hat viele Gemeinsamkeiten mit den Kanaren, aber auch einige Unterschiede, die den Unterschied ausmachen können.

Das portugiesische Paradies im Atlantik

Madeira gehört zu Portugal. Es liegt aber weit draußen im Atlantik, ca. 950 km südwestlich von Lissabon und ca. 600 km nördlich der Kanaren. Der Archipel besteht aus Madeira selbst, Porto Santo und einigen unbewohnten Inseln. Madeira gilt als ruhig, sicher, grün – und meist angenehm weit weg vom Weltgeschehen.

Politisch und rechtlich: sicherer EU-Boden

Wie die Kanaren gehört auch Madeira zu einem EU-Staat – in diesem Fall zu Portugal, das als NATO-Mitglied ebenfalls unter dem „Schutzschirm“ des westlichen Bündnisses steht. Als EU-Bürger kann man sich dort frei aufhalten, arbeiten, wohnen – ohne Visum oder andere Auflagen.

Vorteil:

  • Volle Freizügigkeit für EU-Bürger
  • Rechtliche Gleichstellung (Ehe, Antidiskriminierungsgesetz)
  • Zugang zum portugiesischen Gesundheitswesen

Geografisch geschützt im Kriegsfall

Die geografische Lage macht Madeira zu einem potenziell sicheren Rückzugsort im Falle eines größeren Konflikts in Europa. Sie ist noch abgelegener als die Kanaren und militärisch völlig unbedeutend – also kaum ein Ziel für direkte Angriffe.

Aber auch hier gilt:

  • Die Versorgung hängt fast vollständig vom See- und Luftverkehr ab.
  • Bei massiven Krisen in Europa könnte die Logistik leiden
  • Im Extremfall (z.B. blockierte Handelswege) wäre die Isolation ein Nachteil.

Wie gay-friendly ist Madeira?

Portugal insgesamt hat in den letzten Jahren große Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung gemacht:

Seit 2010 ist die gleichgeschlechtliche Ehe legal. Antidiskriminierungsgesetze greifen in vielen Bereichen
Großstädte wie Lissabon und Porto haben eine bunte Schwulenszene. Allerdings ist Madeira konservativer als das portugiesische Festland.

Offen schwul leben ist hier kein Problem. Aber eine Gay-Szene gibt es nicht wirklich. Die Gesellschaft ist höflich, aber eher reserviert.

Kanada

Schwule Reisen Kanada: Das Land ist gegenüber Homosexuellen sehr tolerant
Schwule Reisen Kanada: Das Land ist gegenüber Homosexuellen sehr tolerant

Kanada ist eines der sichersten Länder der Welt und hat eine der fortschrittlichsten LGBTQ-Gesetzgebungen. Es bietet auch zahlreiche Einwanderungsmöglichkeiten für Fachkräfte und politische Flüchtlinge. In Krisensituationen hat Kanada in der Vergangenheit bewiesen, dass es Menschen aus bedrohten Regionen schnell aufnehmen kann. Toronto, Vancouver und Montreal sind für ihre weltoffene Gesellschaft und ihre gut vernetzte LGBTQ-Community bekannt.

Neuseeland

Neuseeland liegt weitab von geopolitischen Konflikten. Es gilt als eines der stabilsten Länder der Welt. Neben einer hohen Lebensqualität bietet das Land ein modernes Einwanderungssystem, das besonders qualifizierte Personen bevorzugt.

Neuseeland hat als eines der ersten Länder die Ehe für alle eingeführt und bietet Homosexuellen eine sichere und offene Gesellschaft.

Australien

Australien ist auch ein sicheres Land mit hervorragenden wirtschaftlichen Perspektiven. Sydney und Melbourne gehören zu den LGBTQ*-freundlichsten Städten der Welt.

Zudem bietet Australien verschiedene Visaprogramme an, die einen dauerhaften Aufenthalt im Land erleichtern. Aufgrund seiner geopolitischen Lage ist Australien von globalen Konflikten weitgehend unberührt.

Argentinien

Argentinien hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der fortschrittlichsten Länder Südamerikas entwickelt. Seit 2010 ist die Ehe für alle legal und Buenos Aires hat eine der lebendigsten Schwulenszenen des Kontinents.

Darüber hinaus hat Argentinien in der Vergangenheit gezeigt, dass es offen für Flüchtlinge ist. Dies gilt insbesondere für Menschen, die in ihren Heimatländern diskriminiert werden.

Uruguay

Oft übersehen, aber unglaublich stabil: Uruguay ist eines der sichersten und fortschrittlichsten Länder Südamerikas. Das kleine Land hat eine moderne Gesetzgebung für LGBTQ*-Rechte und eine offene Gesellschaft. Zudem bleibt Uruguay in globalen Konflikten meist neutral und hat eine hohe Lebensqualität.

Island

Gay-Reisen Island
Gay-Reisen Island

Aufgrund seiner geopolitischen Lage ist Island kaum von internationalen Konflikten betroffen. Das Land zählt zu den LGBTQ*-freundlichsten Nationen der Welt und bietet ein hohes Maß an Sicherheit. Allerdings sind die klimatischen Bedingungen schwierig und die wirtschaftlichen Möglichkeiten begrenzter als in den anderen Ländern dieser Liste.

Taiwan

Taiwan hat als erstes asiatisches Land die Ehe für alle eingeführt und ist eine moderne Demokratie. Allerdings gibt es geopolitische Spannungen mit China, das Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet. Sollte es zu einem militärischen Konflikt mit China kommen, könnte auch Taiwan in Mitleidenschaft gezogen werden. Dennoch ist Taiwan ein sicheres und fortschrittliches Ziel für eine vorübergehende Flucht.

Südafrika (Kapstadt)

Regenbogenfarbener Zebrastreifen vor dem Lifestyle Village
Regenbogenfarbener Zebrastreifen vor dem Lifestyle Village in Kapstadt

Obwohl es in vielen Teilen Südafrikas Probleme mit Kriminalität gibt, gilt Kapstadt als eine der sichersten und offensten Städte für Homosexuelle in Afrika. Das Land hat eine der fortschrittlichsten LGBTQ*-Gesetzgebungen auf dem Kontinent und könnte eine Alternative für Menschen aus Europa sein, insbesondere wenn sie Zuflucht in einem englischsprachigen Land suchen.

Praktische Überlegungen

Bei der Wahl eines Zufluchtsortes sind einige Faktoren zu beachten:

  • Einwanderungsbestimmungen: Informiere dich frühzeitig über Visaoptionen und Einwanderungswege.
  • Sprachbarrieren: Berücksichtige, ob du die Landessprache sprichst oder Englisch weit verbreitet ist.
  • Community-Unterstützung: Suche nach bestehenden LGBTQ+-Netzwerken und Unterstützungsgruppen.
  • Gesundheitsversorgung: Besonders wichtig ist der Zugang zu LGBTQ+-freundlicher medizinischer Versorgung.

Ein Wort der Besonnenheit

In diesem Zusammenhang möchte ich betonen, dass Panik selten ein guter Ratgeber ist. Die gegenwärtige Situation, so angespannt sie auch sein mag, ist nicht gleichbedeutend mit einem unmittelbar bevorstehenden globalen Konflikt.

Es ist jedoch immer klug, informiert zu bleiben und für verschiedene Szenarien zu planen. Nutze offizielle Quellen für Reisewarnungen wie das Auswärtige Amt und bleibe mit internationalen LGBTQ+-Organisationen vernetzt, die oft wertvolle Ressourcen für Reisende bereitstellen.

Wo auch immer dich deine Reise hinführt, ich hoffe, du findest Orte, an denen du dich sicher fühlen und ausdrücken kannst.

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