Berlin ist immer eine Reise wert – und wir sind schon viel zu lange nicht mehr dort gewesen. Da kam diese Einladung zu einem Plenarbesuch beim Deutschen Bundestag genau richtig. Mit einer Besuchergruppe – bestehend aus ehrenamtlichen Helfern und Flüchtlingen – fuhren wir früh morgens mit dem Zug nach Berlin. Wie um das Cliché zu bestätigen, hatte der InterCity in Richtung Hauptstadt 25 Minuten Verspätung. Doch wenn man gemeinsam mit vielen netten Menschen unterwegs ist, vergeht die Wartezeit auf dem Bahnsteig auch bei eisiger Kälte unter dem Gefrierpunkt wie im Flug. Da auch der Anschluss-ICE in Hannover Verspätung hatte, kamen wir mit mehr als einstündiger Verspätung in der deutschen Hauptstadt an.
Kurzer Foto-Stopp vor dem Brandenburger Tor
Glücklicherweise hatten wir bis zu unserem ersten Termin trotzdem noch ausreichend Zeit, sodass noch ein kurzer Abstecher zum Brandenburger Tor möglich war. Vom Berliner Hauptbahnhof ist es nur ein kurzer Spaziergang bis zum Reichstagsgebäude. Bei klirrender Kälte, aber strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel, präsentierte sich das Berliner Regierungsviertel von seiner besten Seite.
Vom Reichstag sind es nur wenige Meter bis zum Brandenburger Tor. Da viele Mitglieder unserer Reisegruppe zum ersten Mal in Berlin waren, wollten wir Ihnen zumindest eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen. Natürlich nutzten alle die Gelegenheit, um viele Fotos zu machen.
Mittagessen im Paul-Löbe-Haus
Um 13 Uhr mussten wir uns dann am Westeingang des Paul-Löbe-Hauses (PLH) einfinden. Dabei handelt es sich um ein Funktionsgebäude des Deutschen Bundestags im Berliner Regierungsviertel. Es befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Alsenviertels am Südrand des Spreebogenparks und ist nach dem Reichstagspräsidenten und Alterspräsidenten des ersten Deutschen Bundestags, Paul Löbe (SPD), benannt. Im Paul-Löbe-Haus befinden sich Büros für Abgeordnete, Sitzungssäle für die Ausschüsse, Büros der Ausschuss-Sekretariate und ein Restaurant für Abgeordnete, Mitarbeiter und Besucher.
Am Eingang des Paul-Löbe-Hauses wurden wir von einer freundlichen Mitarbeiterin der Besucherbetreuung in Empfang genommen. Um das Gebäude zu betreten, muss man sich einer Sicherheitskontrolle wie am Flughafen unterziehen. Im Gebäude angekommen, bestaunten wir mit offenen Mündern die beeindruckende Architektur. Die Eingangshalle wirkt wie das Innere eines riesigen Raumschiffes. Überall wichtig erscheinende Menschen in Anzügen, Fernsehteams und mittendrin unsere kleine Besuchergruppe aus der Provinz.
Die Dame von der Besucherbetreuung führte uns quer durch das PLH zur Besucherrestaurant. Hier hatten wir die Wahl zwischen zwei Tagesmenüs. Außerdem gab es ein Stück Kuchen und Softdrinks, Tee und Kaffee zum Nachfüllen. Ich entschied mich für die vegetarische Pasta Bolognese und sicherte uns einen Tisch am Fenster. Von hier aus hatten wir einen fantastischen Ausblick über den Spreebogen und das gegenüberliegende – ebenso beeindruckende – Marie-Elisabeth-Lüders-Haus.
Für das Mittagessen hatten wir etwa einen Stunde Zeit. Danach wurde es ernst: Flankiert von mehreren Mitarbeitern des Besucherdienstes wurden wir durch einen unterirdischen Tunnel in das Reichstagsgebäude begleitet.
Besuch einer Plenarsitzung beim Deutschen Bundestag
Dabei wurde penibel darauf geachtet, dass kein Mitglied unserer Reisegruppe verloren ging. An der Garderobe mussten wir unsere Jacken, Taschen und Rucksäcke abgeben. Danach erklärte uns ein Saaldiener, wie wir uns auf der Besuchertribüne des Deutschen Bundestages zu verhalten haben: Handys komplett ausschalten, nicht mit den Händen herumwedeln! Danach führte er uns auf einen Balkon der Besuchertribüne, wo wir für knapp 50 Minuten einer Plenarsitzung zum Thema Organspende lauschen durften.
Das Geschehen im Bundestag aus nächster Nähe zu verfolgen war beeindruckender, als ich es mir jemals vorgestellt hätte. Während ich den Reden lauschte und das Verhalten der Bundestagsabgeordneten auf dem politischen Parkett verfolgte, wurde mir klar, wie klein und unbedeutend doch mein eigenes Leben ist: Woher nehmen diese Menschen die Kraft und Energie? Pro Tag sprechen Sie vermutlich mit mehr Menschen als ich in einem ganzen Monat. Wieviele Hände mussten sie schütteln, um in den deutschen Bundestag gewählt zu werden? Mein Fazit: Diese Leute müssen ein riesiges Ego, ein unzerstörbares Selbstvertrauen und einen unabdingbaren Willen zur Macht haben. Also ziemlich genau das Gegenteil von mir, der am liebsten seine Ruhe hat und Kontakt zu anderen Menschen in der Regel anstrengend findet…
Gespräch mit Achim Post (MdB)
Im Anschluss an die Plenarsitzung hatten wir dann noch Gelegenheit für ein etwa einstündiges Gespräch mit Achim Post. Er ist seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages für unseren Kreis Minden-Lübbecke und Vorsitzender der NRW-Landesgruppe in der SPD-Bundestagsfraktion. Herr Post erzählte uns über seine Arbeit als Bundestagsabgeordneter und beantwortete unsere Fragen zu vielen verschiedenen Themen.
Besichtigung der Reichstagskuppel
Zum Abschluss unseres Besuchs im Deutschen Bundestag hatten wir dann zum Glück noch ein wenig Zeit, um die Reichstagskuppel zu besichtigen. Da es mittlerweile schon dunkel geworden war, konnten wir die funkelnden Lichter der Großstadt von oben bewundern – ein einzigartiger Anblick!
Bei der Besichtigung der Reichstagskuppel können sich die Besucherinnen und Besucher von einem Audioguide interessante Details der Parlamentsgebäude erläutern lassen. Ich verzichtete jedoch darauf und genoss lieber die herrliche Aussicht!
Gegen 18 Uhr schlenderten wir vom Reichstagsgebäude zurück zum Berliner Hauptbahnhof. Auf der Rückreise konnten wir sogar ohne umzusteigen von Berlin bis Minden durchfahren, wo wir dieses Mal sogar pünktlich ohne Verspätung eintrafen. Wieder zuhause stellte ich erstaunt fest, wieviel aufregende Dinge man doch an einem einzigen Tag erleben kann. Einen solchen Tagesausflug werden wir in Zukunft sicherlich öfter machen!