Erster Mister Gay Europe aus der Schweiz

Zum ersten Mal geht der Titel „Mister Gay Europe” in die Schweiz: Michael Esteves Pereira (31) aus Zermatt hat den europaweiten Wettbewerb gewonnen. Sein Herzensprojekt soll queeren Kindern helfen, das zu finden, was ihm selbst fehlte: Sicherheit, Sichtbarkeit und Zugehörigkeit.

Vom Außenseiter zum Vorbild

Michael wächst in Zermatt auf, einem kleinen, konservativen Ort, in dem schnell klar wird: Er ist anders. Während seine Altersgenossen in der Bravo blättern, bleibt sein Blick bei den männlichen Fotomodellen hängen. Doch statt Unterstützung erlebt er Ausgrenzung: Mobbing, Einsamkeit und Scham. Und das, bevor er überhaupt sein eigenes Coming-out hatte.

„Ich hatte niemanden, mit dem ich sprechen konnte. Keine engen Freunde. Ich fühlte mich komplett allein“, erzählt er rückblickend. Lange verleugnet er sich selbst aus Angst, dass seine Mobber Recht behalten könnten. Erst auf der Kantonsschule fand er neue Menschen, neue Offenheit – und den Mut, zu sich zu stehen.

Mister Gay Europe: Kein Schönheitswettbewerb

Was viele nicht wissen: Beim Wettbewerb „Mister Gay Europe“ geht es nicht um Äußerlichkeiten, sondern darum, Männer auszuzeichnen, die sich als queere Botschafter engagieren. Michael überzeugt mit seiner Offenheit, seinem sozialen Engagement und vor allem mit „Safe to Grow“, einem Projekt zum Schutz queerer Kinder und Jugendlicher.

Da es in der Schweiz keine nationale Vorauswahl gibt, bewirbt er sich direkt bei der europäischen Jury. In Amsterdam muss er sich vier Tage lang verschiedenen Herausforderungen stellen, von politischen Statements bis zu Fotoshootings. Am Ende gewinnt er und schreibt Geschichte.

„Safe to Grow“ – Für queere Kinder, die sich allein fühlen

Michael arbeitet heute als Assistenzarzt am Kinderspital Zürich. Jeden Tag erlebt er, wie wichtig es ist, dass Fachpersonen im Gesundheitswesen queere Lebensrealitäten verstehen. Mit seinem Projekt „Safe to Grow“ will er genau dort ansetzen: mit Workshops, Sensibilisierungsmaßnahmen und einem Netzwerk für queere Jugendliche.

„Kein Kind soll sich je so allein fühlen wie ich damals“, sagt Michael. Auch wenn ihm viele Institutionen in der Schweiz anfangs ablehnend gegenüberstanden, bleibt er dran. Sein Antrieb ist der kleine Junge von damals, der sich selbst verurteilt hat und heute weiß, dass er es wert ist, gesehen und geliebt zu werden.

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