Ladyboys – oder Kathoeys, wie sie von den Einheimischen genannt werden – sind in Thailand keine Seltenheit. Ihre Gesichter und Körper, die Kleidung und die Bewegungen sind nicht vom weiblichen Geschlecht zu unterscheiden. Doch was sind Kathoeys eigentlich genau? Und wo kann man die Ladyboys kennenlernen? Ich stelle dir das Dritte Geschlecht in Thailand vor.
Was sind Kathoeys?
Die Grenzen zwischen den Geschlechtern sind in Thailand fließend. Anders als in der westlichen Welt, wo zwischen Transsexualität, Homosexualität, Bisexualität und Heterosexualität unterschieden wird, gibt es diese Geschlechtergrenzen in Thailand nicht. Es gibt Männer, es gibt Frauen und es gibt Kathoeys.
Das Spektrum der Geschlechtsidentität unter den Ladyboys ist jedoch sehr breit. Während einige Kathoeys sich als homosexuell definieren, haben andere den Wunsch nach einer geschlechtsangleichenden Operation. Es gibt aber auch Kathoey, die keinen Widerspruch zwischen ihrer weiblichen Identität und ihrem männlichen Körper (einschließlich Penis) sehen. Der Wunsch nach einer Geschlechtsumwandlung ist oft auch nicht auf das eigene Empfinden zurückzuführen, sondern auf den Wunsch nach einem besseren Status in der Gesellschaft. Manche Kathoey wechseln ihre Identität sogar nach Belieben.
Besonders fasziniert sind die meisten Kathoey von männlichen Personen, zu denen sie sich hingezogen fühlen. Jahrhunderts waren Ladyboys das dritte Geschlecht, das als relativ „normal“ und als Laune der Natur angesehen wurde. Die heutigen Akzeptanzprobleme sind auf den Einzug der westlichen Wissenschaften in den 50er Jahren zurückzuführen.
Als englische Bezeichnungen sind – vor allem im Kontext der Sexindustrie – auch die Begriffe Ladyman, Ladyboy oder Shemale weit verbreitet.
Wie kann man Ladyboys in Thailand kennenlernen?
Thailand bietet viele Möglichkeiten, Ladyboys kennen zu lernen. Wichtig sind jedoch Respekt und Verständnis.
Events in der LGBTQ+ Szene
Die Teilnahme an gesellschaftlichen Veranstaltungen und Festivals mit LGBTQ+-Schwerpunkt ist eine hervorragende Möglichkeit, in die Community einzutauchen. Thailand feiert seine Vielfalt mit zahlreichen Veranstaltungen, die ein breites Spektrum an Interessen abdecken und eine Plattform für Begegnungen bieten.
Nachtleben
Das pulsierende Nachtleben in Städten wie Bangkok, Pattaya und Phuket bietet eine lebendige Szene von Bars und Clubs, die beliebte Treffpunkte für die LGBTQ+-Community sind. Diese Orte bieten eine entspannte Atmosphäre, die das Kennenlernen von Ladyboys erleichtert und fördert.
Online-Plattformen
In der digitalen Welt haben spezielle Dating-Apps und Online-Plattformen eine Brücke geschlagen, die es einfacher macht, mit Kathoeys in Kontakt zu treten. Diese Plattformen bieten einen sicheren Raum für den Austausch und den Aufbau von Beziehungen, in denen Respekt und Verständnis an erster Stelle stehen.
Wie ist die Akzeptanz von Kathoeys?
Bis 2011 wurden Ladyboys als schwer psychisch krank eingestuft, was z.B. zur Entlassung aus der Armee führte. Erst ab 2012 hatten Kathoeys die Möglichkeit, eine Abweichung vom Geburtsgeschlecht in ihren Personalausweis eintragen zu lassen. Bis heute sind gleichgeschlechtliche Ehen offiziell nicht anerkannt und können praktisch nicht geschlossen werden. Auch die gesellschaftliche Akzeptanz ist ein nicht zu unterschätzendes Problem. Während Ladyboys auf dem Land einer ganz normalen Arbeit nachgehen und im engsten Kreis akzeptiert werden, sind sie in den Großstädten Thailands vor allem in der Unterhaltungsbranche und im Rotlichtmilieu anzutreffen. In Bangkok, Phuket oder Pattaya gibt es zahlreiche Ladyboy-Bars, in denen Männer (oft Touristen) Ladyboys kennen lernen können.
Viele Thais lehnen Transsexuelle ab. Da Beschimpfungen und öffentliche Anfeindungen in der Gesellschaft nicht gern gesehen sind, trägt man in Thailand seine Verachtung mit sich herum. Die mangelnde Akzeptanz des dritten Geschlechts führt dazu, dass Kathoeys auch heute noch mit vielen gesellschaftlichen Nachteilen zu kämpfen haben und vor allem in der Unterhaltungsbranche arbeiten. Die Selbstmordrate ist unter Kathoeys höher als unter der übrigen thailändischen Bevölkerung.
Warum gibt es so viele Kathoeys in Thailand?
Schätzungen zufolge ist in Thailand einer von 200 Menschen ein Ladyboy. Zum Vergleich: In den USA gibt es nur einen Transgender unter 2.500 Menschen. Auch wenn es keine offene und wirkliche Akzeptanz gibt, werden Kathoeys auf der Straße nicht angefeindet. Die Kultur wehrt sich gegen öffentliche Verachtung und lautstarke Beschimpfungen. Die filigranen Gesichtszüge machen es thailändischen Männern leichter, ihr bevorzugtes Geschlecht zu leben und als Frau aufzutreten. Der thailändische Mann ist in seinem Denken und Fühlen weniger männlich als der westliche Mann, der sich als das starke Geschlecht sieht. Kathoeys führen in Thailand ein relativ ruhiges Leben und können im Tourismus viel Geld verdienen. Warum es in Thailand im weltweiten Vergleich mehr Ladyboys gibt als anderswo, lässt sich bis heute nicht wissenschaftlich, sondern nur gesellschaftlich erklären.
Negative Aspekte
Die Gesellschaftsstruktur Thailands ist kastenförmig. Die Kathoeys nehmen nach wie vor den untersten Platz in der Gesellschaftsordnung ein. Daran hat auch die Abschaffung der Einstufung als psychisch krank und die Möglichkeit, ein drittes Geschlecht in den Personalausweis eintragen zu lassen, nichts geändert. Ladyboys auf dem Land können ein ganz normales Leben führen. In der Stadt arbeiten sie hauptsächlich in Bars, Nachtclubs und Bordellen. Das Problem ist, dass man in Thailand einen Militärdienst nachweisen muss, wenn man sich in anerkannten Betrieben bewerben will. Ein Kathoey geht nicht zum Militär, auch wenn die Ausmusterung aufgehoben wurde. Durch die Vorliebe für weibliche Kleidung und das Gefühl, als Frau zu leben, liegt eine militärische Ausbildung den meisten Ladyboys fern.