Berghain-Erfahrung: Einlass, Dresscode, Schlange & Darkrooms

Berghain Erfahrungen

Ich war nie ein Clubgänger oder Raver. Trotzdem möchte ich dir heute von meinen Erfahrungen im Berghain erzählen. Obwohl ich mein Leben lang Techno, House, Drum & Bass und Electro gehört habe, war ich so gut wie nie in Clubs oder auf Festivals. Das liegt vor allem daran, dass ich in einem Dorf fernab der Großstadt aufgewachsen bin. Irgendwie bin ich nie aus der Provinz rausgekommen und konnte nur am Wochenende nach Hannover oder Bielefeld zum Feiern fahren. Eigentlich war ich darüber gar nicht böse, denn ich liebe Musik, aber Tanzen, Alkohol oder Drogen haben mich nie interessiert. Und eigentlich hasse ich es, nachts wach zu sein! Nur das Berghain hat mich immer besonders angezogen.

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Mein erstes Mal im Ostgut

Meine Berghain-Erfahrungen begannen bereits im Vorgängerclub, dem Ostgut. Damals lebte und studierte ich in der niedersächsischen Provinz. Jeden Monat freute ich mich auf die neue Ausgabe des de:bug Magazins. Die „Zeitschrift für elektronische Lebensaspekte“ war meine Bibel. Am interessantesten fand ich die Rezensionen der neuesten Techno- und House-Platten. Durch de:bug entdeckte ich Labels wie Kompakt (Köln), Dial (Hamburg) oder Rhythm & Sound (Berlin), die mich bis heute musikalisch geprägt haben. In dem Magazin habe ich auch zum ersten Mal gelesen. Zugang zum Internet hatte ich nur über das Rechenzentrum der Universität. So kam ich zufällig in Kontakt mit einem bekannten Underground-DJ und Produzenten, den ich bis heute kenne. Wir unterhielten uns nicht nur über Musik, sondern stellten schnell fest, dass wir beide schwul sind. Eines Tages erzählte ich ihm, dass ich mit zwei Kommiliton:innen zur Love Parade nach Berlin fahren würde. Meine zwei Begleiter:innen hatten mit Techno gar nichts am Hut, sondern wollten einfach nur Party machen (für sie hätte es auch der Ballermann sein können). Ich fuhr nur mit, weil ich mir erhoffte, aufregende Musik in wahnsinniger Lautstärke zu hören. Ich erzählte meinem Chatfreund davon. Einer seiner Freunde sollte an dem Wochenende im Ostgut auflegen und er bat ihn, meinen Namen auf die Gästeliste zu setzen – was er auch tat!

Ich weiß gar nicht mehr, wie wir damals in den Club gekommen sind. Smartphones und Google Maps gab es Anfang der 2000er Jahre noch nicht und das Ostgut befand sich in einer Lagerhalle eines ehemaligen Güterbahnhofs (Alter Ostbahnhof / Küstriner Bahnhof), wo heute eine riesige Multifunktionsarena steht. Ich weiß nur noch, dass wir in einer heißen Sommernacht vor dem Ostgut Schlange standen, ich nannte meinen Namen und wir wurden eingelassen. Als Provinzler gehörten wir natürlich zu den ersten Gästen und der Club war ziemlich leer. Einer der DJs war, glaube ich, LoSoul und er spielte ein Elektro-Set. Ich habe mich gefreut, dass ich sogar einige Tracks wiedererkannt habe (u.a. von Dopplereffekt) und habe sogar wild getanzt. An den Rest des Abends kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Nein, an Drogen und Alkohol liegt es nicht. Es ist einfach zu lange her. Woran ich mich aber noch gut erinnern kann, ist der Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Wir saßen auf Feuerwehrbänken draußen, hinter dem Zaun fuhren die ICEs in den Bahnhof ein. Ein Live-Act (keine Ahnung, wer das war, wahrscheinlich jemand aus dem Perlon-Umfeld) spielte knallige House-Tracks und die Sonne knallte schon um 6 Uhr erbarmungslos vom Himmel. Was mich aber am meisten faszinierte, waren die Leute: Hier spielte es keine Rolle, ob man schwul oder hetero war oder welche Klamotten man anhatte.

Meine Berghain-Erfahrungen

Nun kommen wir endlich zu meinem Berghain-Erlebnis! Ungefähr 8 Jahre nach meinem Besuch im Ostgut war ich wieder in Berlin. Inzwischen war ich kein Student mehr, sondern selbstständig und hatte einen Geschäftstermin in der Stadt. Da mein Hotel direkt am Ostbahnhof lag, wollte ich unbedingt ins Berghain. Diesmal begleitete mich ein Musikblogger, den ich ebenfalls über das Internet kennengelernt hatte. Zuerst haben wir in einem Restaurant in Friedrichshain gegessen.

Berghain reinkommen: Einlassbedingungen und Türsteher

Diesmal stand ich leider nicht auf der Gästeliste. Die harte Türpolitik des Clubs hatte sich bis zu mir in die Provinz herumgesprochen. Wir waren schon kurz nach Mitternacht im Berghain. Trotzdem stand schon eine lange Schlange vor dem Eingang. Etwa eine halbe Stunde mussten wir warten. Als wir uns der Eingangstür näherten, sah ich den berühmten Türsteher des Berghains. Ich hatte aber überhaupt keine Angst, dass ich nicht reingelassen werde.

Berghain Dresscode

Während wir in der Schlange vor dem Berghain warteten, beobachtete ich die Leute, die vom Türsteher abgewiesen wurden. Und da gab es ein klares Muster:

  • Die Leute, die nicht ins Berghain reinkommen durften, waren meist ziemlich aufgestylt: Frauen mit viel Make-Up im Gesicht, Männer mit Gel in den Haaren – Outfits, die man eher in einer Schickeria-Disco in München erwarten würde.
  • Eine andere Kategorie, die an der Tür abgewiesen wurde, waren Menschen, die bereits deutlich betrunken oder sogar auf Drogen waren

IIch trug an diesem Abend die gleiche Kleidung wie im Alltag. Wenn ich mich recht erinnere, waren es ein Kapuzenpullover, Jeans und Puma-Sneakers. Dazu hatte ich eine Nerd-Brille mit dickem Rahmen auf der Nase. Mein Begleiter trug eine olivgrüne Jacke, wahrscheinlich von Carhartt, blaue Jeans und Turnschuhe. Also beide im typischen Techno-Nerd-Look. Kurz bevor wir vor den Türsteher treten durften, fachsimpelten wir noch über den Timetable, der an der Tür des Berghains klebte. Ich glaube, so hat der Türsteher gemerkt, dass wir Techno-Fans sind und vor allem wegen der Musik da sind.

Berghain Club von Innen

Nachdem wir den Türsteher passiert hatten, konnten wir das Berghain von innen bewundern. Direkt hinter der berüchtigten Eingangstür befindet sich ein kleiner Vorraum. Hier werden die Gäste vom Sicherheitsdienst durchsucht (vermutlich nach Waffen und Drogen) und die Smartphone-Kameras abgeklebt. Denn im Berghain herrscht Fotografierverbot! Nach der Sicherheitskontrolle dürfen wir endlich die heiligen Hallen des Berliner Clubs betreten!

Zuerst geben wir unsere Jacken und Kapuzenpullis an der Garderobe ab. Nach dem bangen Warten, dem einschüchternden Türsteher und den strengen Sicherheitsleuten werden wir hier sehr freundlich vom Personal begrüßt. Im unteren Bereich befindet sich auch schon der erste Berghain Darkroom. Dieser war allerdings zu dieser frühen Stunde noch leer.

So sieht der Club drinnen aus

Du fragst dich bestimmt: Wie sieht es im Berghain aus? Vom Erdgeschoss gelangt man über eine breite Treppe zum Berghain-Dancefloor im ersten Stock. Natürlich hört man die wummernden Bässe schon eine Etage tiefer. Doch im Vergleich zur imposanten Größe des Gebäudes ist die Tanzfläche des Berghains erstaunlich klein. Außerdem befinden sich auf dieser Etage

  • Eine große Bar
  • Die Eisbar Cappucino
  • Die Klo-Bar
  • Weitere Darkrooms
  • Unisex-Toiletten

Panoramabar

Über eine weitere Treppe gelangt man in die Panoramabar, den „House-Floor“ des Berghains. Neben der Tanzfläche gibt es hier eine weitere Bar und einige hölzerne Separees.

Wir kauften uns Getränke und hörten uns das Warm-Up-Set an. Der DJ war Nick Höppner. Aus dem Fenster schaute ich auf die Schlange vor dem Berghain und freute mich, dass ich ohne Probleme in den bekanntesten Club der Welt gekommen war.

Das Publikum war an diesem Abend bunt gemischt – was man von meinem letzten Besuch in Berlin leider nicht behaupten konnte!

Berghain-Schlange am Sonntagnachmittag

Berghain Schlange vor dem Eingang
Berghain Schlange vor dem Eingang

Letzten Herbst verbrachte ich mit meinem Mann ein Wochenende in Berlin. Unser Hotel lag in der Nähe des Berghains, und so ging ich am Sonntagnachmittag in den Club. Vor dem Eingang hatte sich bereits eine mehrere hundert Meter lange Schlange gebildet. Doch statt fröhlicher, bunter Menschen sah ich eine Armee komplett schwarz gekleideter Menschen, die zu cool zum Lachen schienen. Nicht einmal geredet wurde in dieser Schlange.

Statt Alltagskleidung trugen die Wartenden vor allem Sportkleidung (Nike-Sneaker scheinen ein Muss zu sein), Fetisch-Outfits oder Designerklamotten. Für einen Club, der damit wirbt, dass hier jeder so sein kann, wie er wirklich ist, sah ich hier nur ein Publikum, das vorgab, etwas anderes zu sein – Hauptsache, man wurde in den coolsten Club der Welt reingelassen!

Fazit

Meine schönen Erinnerungen an das Ostgut haben leider nichts mehr mit den aktuellen Erlebnissen im Berghain zu tun. Beim Anblick der stylischen Dressed-in-Black-Armee hatte ich leider keine Lust mehr, mich in die Schlange einzureihen. In meinem Alltagsoutfit aus Jeans und Turnschuhen würde ich hier wahrscheinlich nur schräg angeguckt werden. Dabei sollte man sich im Berghain doch so geben, wie man wirklich ist – unabhängig von Herkunft oder Sexualität. Aber der Dresscode scheint eine größere Rolle zu spielen als in den Anfangszeiten des Clubs. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu alt.

Was sind deine Erfahrungen im Berghain? Ich freue mich auf Deine Meinung in den Kommentaren unter diesem Artikel.

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