Ahnenforschung in Frankenstein (Zabkowice Slaskie) in Schlesien

Schiefer Turm in Frankenstein, Schlesien

Im September 2012 unternahmen wir gemeinsam mit meinem Vater und meiner Schwiegermutter eine Reise nach Schlesien. Nachdem wir am ersten Tag mit Zobten am Berge und Klein Kniegnitz den Geburtsort meines Vaters und die Heimat seiner (und somit natürlich auch meiner) Vorfahren besucht hatten, ging es am zweiten Tag der Reise weiter nach Frankenstein (polnischer Name Zabkowice Slaskie), dem Geburtsort meiner Schwiegermutter. Den Originalartikel dieser Reise in die Vergangenheit unserer Ahnen hatte ich bereits vor fast drei Jahren gepostet. Über unseren Tag in Frankenstein hatte ich damals leider nur einen kurzen Absatz in mein Reiseblog geschrieben. Mit diesem Beitrag möchte ich nun die polnische Stadt und ihre Vergangenenheit näher und ausführlicher beleuchten.

Frankenstein (Zabkowice Slaskie) in Schlesien: Auf den Spuren der Ahnen in Polen

Wie es der Zufall wollte, wurde meine Schwiegermutter nur 40 Kilometer vom Geburtsort meines Vaters in Schlesien geboren – allerdings knapp 15 Jahre früher. In der schlesischen Kleinstadt Frankenstein (Zabkowice Slaskie) wurde meine Schwiegermutter nicht nur geboren, sondern wuchs auch die ersten 11 Jahre ihres Lebens hier auf. Im Gegensatz zu meinem Vater kann sie sich daher noch gut an ihre Kindheit in Schlesien erinnern. Eindrucksvoll schilderte Sie uns nicht nur ihren Schulweg und wo sie im Garten gespielt hatte, sondern auch, wie die Bewohner des Dorfes von russischen Soldaten mit Maschinengewehren zusammengetrieben und in Viehwaggons Richtung Westen abstransportiert wurden. Nach 3-tägiger Fahrt kamen Sie in Westdeutschland an – ohne zu wissen, wo sie sich befanden.

Doch der Reihe nach. Zuerst möchte ich Euch, liebe Leser, einige Fakten über die Frankenstein im heutigen Polen verraten:

  • Heutiger, polnischer Name: Zabkowice Slaskie
  • Anzahl der Einwohner: 15.683 (30. Jun. 2014)
  • Frankenstein liegt an der Straße von Breslau nach Prag
  • Nach dem Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt 1945 unter polnische Verwaltung gestellt
  • Bekannteste Sehenswürdigkeit: Schiefer Turm von Frankenstein
  • Offizielle Internetseite: http://zabkowiceslaskie.pl/de/
Alte Stadtmauer in Frankenstein (Zabkowice Slaskie) in Schlesien
Alte Stadtmauer in Frankenstein (Zabkowice Slaskie) in Schlesien

Wir parkten das Auto im Zentrum von Frankenstein und machten uns zu Fuß auf die Spurensuche nach unseren Ahnen. Das Foto zeigt einen Spalt in der noch heute gut erhaltenen Stadtmauer von Frankenstein. Viele Gebäude und Straßen in Frankenstein haben sich seit dem Krieg kaum verändert. So fühlt man sich als Tourist sofort in die Vergangenheit zurückversetzt.

Geburtshaus in Frankenstein, Schlesien
Geburtshaus in Frankenstein, Schlesien

Schwiegermutter und Sohn vor ihrem Geburtshaus, in welchem sie bis zu ihrem elften Lebensjahr aufwuchs, bevor sie mit der Familie aus ihrer Heimat vertrieben wurde. Bis auf einige Satellitenschüsseln hat sich das Haus in den letzten 70 Jahren laut ihrer Aussage kaum verändert.

Im Gegensatz zum Geburtshaus meines Vaters konnten wir das Gebäude leider nicht von Innen besichtigen. Doch wie die Schwiegermutter erleichtert feststellte, waren Grundstück und Garten deutlich gepflegter, als bei ihrem letzten Besuch vor über 10 Jahren. So konnten wir guter Dinge auch die restlichen Sehenswürdigkeiten in Frankenstein begutachten.

Straße in Frankenstein (Zabkowice Slaskie) in Schlesien
Straße in Frankenstein (Zabkowice Slaskie) in Schlesien

Da Frankenstein von Kriegszerstörungen verschont geblieben ist, geben Straßen und Häuser noch immer einen sehr guten Eindruck davon, wie es hier früher ausgesehen haben muss. Grobes Kopfsteinpflaster und für die Region typische Häuser prägen noch heute das Bild der alten schlesischen Städte.

Seniorenclub in Frankenstein (Zabkowice Slaskie), Schlesien
Seniorenclub in Frankenstein (Zabkowice Slaskie), Schlesien

Klub Seniora in Frankenstein. Diese Gebäude lag auf dem Schulweg meiner Schwiegermutter. Damals gab es noch keine Helikoptereltern und die Kinder durften noch alleine den Weg von Zuhause bis zur Schule und wieder zurück antreten.

Schiefer Turm in Frankenstein (Zabkowice Slaskie), Schlesien
Schiefer Turm in Frankenstein (Zabkowice Slaskie), Schlesien

Schiefer Turm in Frankenstein – der berühmtesten Sehenswürdigkeit der Stadt verdankt Frankenstein den Beinamen „das Pisa Schlesiens“. Bei dem Bauwerk handelt es sich um den Glockenturm der Pfarrkirche St. Anna. Vermutlich senkte der Turm sich nach einem Erdbeben. In den vergangenen Jahren ist keine Veränderung der Neigung festgestellt worden, so dass der Schiefe Turm von Frankenstein sogar von Besuchern bestiegen werden kann.

Rathaus in Frankenstein, Schlesien
Rathaus in Frankenstein, Schlesien

Ein weiterer Blickfang in der Stadt ist das zwischen 1862 und 1864 erbaute neugotische Rathaus in Frankenstein. Es befindet sich direkt am Marktplatz ist ist nur wenige Schritte vom Schiefen Turm entfernt.

Marktplatz von Frankenstein
Marktplatz von Frankenstein

Am Marktplatz von Frankenstein befinden sich einige Cafés und Restaurants. Am Tag unseres Besuchs waren hier auch einige Imbissbuden aufgebaut, an denen man u.a. leckere Hamburger essen konnte. Das war zwar nicht unbedingt das Gericht, welches zu einer Reise in die deutsch-polnische Vergangenheit passte, schmeckte jedoch sehr gut. So konnten wir nach einem anstrengenden Spätsommertag in Polen das herrliche Wetter genießen, während unsere Eltern in längst vergangenen Zeiten schwelgten.

15 Gedanken zu „Ahnenforschung in Frankenstein (Zabkowice Slaskie) in Schlesien

  1. Hallo,
    da wir im April nach Frankenstein fahren, war der Bericht für uns sehr interessant. Einer unserer Freunde wurde dort geboren und ist seit der Vertreibung nicht mehr dort gewesen. Da er erst 4 Jahre alt war, kann er sich kaum an etwas erinnern. Er wohnte auf dem Brauhausweg und sein Vater war Schuhmacher.
    In der Zwischenzeit haben wir die Frankensteinstube in Wiedenbrück besucht.
    Ich schreibe diese mail um evtl. weitere Infos zu erhalten.

    Für Ihre Rückanwort im voraus besten Dank

    Mit freundlichen Grüßen

    Heinz-Willi Kuhs

  2. Hallo,
    mein Vater kommt bzw. kam aus dem Dorf Tarnau (ca. 3 KM südlich von Frankenstein). Im Sommer möchte ich mit meiner Frau diese Gegend bereisen. Ich suche einen alten Stadtplan von Frankenstein. Insbesondere Hinweise auf die Hindenburgstrasse (und hier das Gebäude der ehem. Gaststätte „zum Elefanten“).
    Kann mir jemand weiterhelfen.
    Vielen Dank
    und herzlichen Gruss
    Joachim Rasch

  3. Mein Großvater Mütterlich , Josef Koblitz * 16.04.1900 in Bärdorf , oo 26.12.1921 in Liebenau mit Martha Kiesel *03.02.1904 in Lindenau, zuletzt wohnhaft in Koschpendorf wurden am 19.12.1946 in die Oberlausitz ausgewiesen (Kr. Bautzen).
    Seine Eltern Anton Koblitz * ? zuletzt Vogt in Grünheide und seine Ehefrau Maria Hauck * ? zuletzt wohnhaft in Bärdorf.
    Meine Mutter Hildegard Mannert geb. Koblitz *11.02.1923 in Wenig Nossen.
    Wer kann mir evtl. bei meiner Ahnenforschung weiter helfen ?
    In der Hoffnung auf Erfolg
    Karl-Heinz Mannert

  4. Meine Großmutter Anna Rücker verheiratete Ullbrich betrieb um 1900 eine Pension in Frankenstein. Können Sie anhand von Telefonbüchern sagen, in welcher Straße sie sich befand? Danke im voraus.

  5. Hallo,
    ich bin auf der Suche nach verschollenen Familienmitgliedern:
    Carl Wilhelm Friedrich Christian Albert Winter,
    *18.08.1864 in Stendal,
    OO am 07.10.1892 in Stendal mit
    Frieda Mathilde Winter geb.Voigt,
    *06.06.1866 in Stendal
    Carl Winter hat sich am 06.11.1892 in Eckernförde angemeldet, hat dort als Stadtkassen-Assistent gearbeitet.
    Er kam aus dem später eingemeindeten Borby und verzog am 22.04.1895 nach Frankenstein/Niederschlesien (Eintrag im Einwohnermeldeverzeichnis Eckernförde, 1895).
    Zu diesem Zeitpunkt war der einzige Sohn 4 Monate alt, demnach also im Januar 1895 in Eckernförde geboren (Eintrag Einwohnermeldebehörde Eckernförde, 1895).
    Gibt es jemanden, der mir Hinweise zu Familie Winter aus Frankenstein geben könnte, ob und wohin sie geflüchtet sind?
    Vielleicht mögen Sie mir antworten…
    G.Drews geb.Voigt.

  6. Meine Großmutter Ida Völkel geb. Biewald kam auch aus Frankenstein, sie Betrieb am Ring ein Fahrradstand und später eine Tankstelle dort.

  7. Hallo, ich lese zufällig Ihren wunderschönen Bericht und die Kommentare über die malerische Heimatstadt meiner lieben Mutter. Sie ist leider vor 6 Jahren verstorben, hätte Ihren Blog mit Begeisterung gelesen! Unsere Familie hat sehr schöne Erinnerungen an einen Besuch dort zusammen mit unserer Mutter, wir durften damals sogar das Zimmer besuchen, in dem sie zur Welt gekommen war, die Menschen von Zabkowice waren überaus gastfreundlich! Meine Mutter hieß Annemarie Riedel, ihr Bruder Klaus Riedel ist zu Beginn des 2. Weltkriegs gefallen, die Eltern waren Theodor und Maria Riedel, geb. Mattern, von der Riedel-Brauerei, Gebäude und Brauereiturm sind noch erhalten. Marias Schwester war die Lehrerin Margarete Mattern in Frankenstein. Vielleicht erinnert sich noch jemand? DIe beiden Schwestern wohnten bis zu ihrem Tod zusammen mit unserer Familie, so sind wir 5 Geschwister mit vielen schönen Geschichten, auch vielen alten Fotos, rund um den schiefen Turm großgeworden.
    Es interessiert mich aber auch sehr der Kommentar zu Tarnau, weil wir früher über Frau Mattern mit dem Kirchenmaler Alfred Gottwald in Verbindung standen. Er stammte aus Tarnau, es sollen dort auch noch Gemälde (in der Kirche) von ihm erhalten sein. Vielleicht erfahre ich Weiteres auf Ihrer Seite…

  8. Mein Uropa August Kolley war Manager der Gueter des Grafen Strachwitz. Soweit ich weiss hat er in Schoenheide und Peterwitz gewohnt und in Schraebsdorf (Bobolice) ist er begraben. Alles in Sichweite von Frankenstein.

  9. Mein Name ist Walter Fricke. Meine Frau Ursula ist eine geb.Becke.
    Ihr Groß Vater war Heinrich Becke
    Geb.14.7.1892 in Schönheide
    Gest.5.12.1966 seine Frau war Hedwig geb.Krusche.14.1.1889
    Leider habe ich weiter keine Angaben.
    Wer könnte mir weiter HELFEN? Oder gibt es irgendwo eine Stelle andie ich mich wenden könnte, um wetter zu Forschen.

    Recht herzlichen Dank im voraus . Walter Fricke.

  10. Hallo,
    mein Name ist Christian H. Lindner und meine Vorfahren kommen aus der näheren Umgebung von Frankenstein, nämlich aus Kunzendorf, Stolz und Raudnitz. Ich freue mich immer über Infos zu den Familien Lindner, Vogel und Kirchner aus den Orten. Mein Großvater hieß Albrecht Lindner und meine Großmutter Klara Lindner, geb. Vogel. Weitere Lindners sind mein Urgroßvater: Otto Lindner, meine Großonkel und Tanten: Alfred, Frieda, Else, Magda und Georg Lindner.
    Ich freue mich immer über Hinweise!
    Danke

  11. HalloChristian, bin wie du auf der Suche und kann weder Oma noch unsere Eltern befragen. Gruß Heike

  12. Ich freue mich, den Text über meine Stadt Frankenstein in Schlesien / Z?bkowice ?l?skie und Ihre Kommentare zu lesen. Ich wohne in Frankenstein. Ich leite ein Hotel gegenüber der Burg „Willa Podzamcze“ und interessiere mich für die Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner. Ich habe eine große Sammlung von Fotos aus dem gesamten Landkreis Frankenstein. Ich möchte auf einige Kommentare antworten, aber es gibt keine E-Mail-Adressen fur Minika Weber, Gabriele usw. Bei Fragen senden Sie mir bitte eine E-Mail: vimar@op.pl

  13. Diese Beitrag ist zwar schon recht alt jedoch versuche ich trotzdem an Kalr Heinz Mannert wegen seinem Beitrag zu Bärdorf zu schreiben.
    Ich bin gerade in der Region unterwegs nach Spurensuche zu meinen Ahnen die hier in und um Ziebice / Münsterberg lebten und aufgewachsen sind. Icvh suche in Frankenstein das Gastahaus zum Elefanten, wer weiss ob das Gebäude noch steht und wo es sich befindet oder befand. Leider konnte ich vor Ort nichts herausfinden habe auch leider keinen Guide für eine geschichtliche Stadtführung gefunden.
    Zu Karl Heinz meine UrUrgro0eltern stammen aus Bärdorf , Robert und Karoline Krist wenn Du zum Ort noch weitere Informationen und anlaufstellen hast wäre ich über die Info Dankbar gerne an info@horst-reitz.de.
    Der ganze Artikel war ungeachtet das schon etwas älter sehr aufschlussreich – Danke Horst Reitz

  14. Danke auch für die Fotos.
    Meine Ururoma Ernestine Sankol wurde 1830 in Frankenstein geboren und heiratete in Jordansmühl Robert Stärker.
    Ein wunderschönes Erlebnis: auch zu den Erstkommunionen unserer drei Kinder in den vergangenen 90ger Jahren
    läutete in der Kirche St.Heribert in Köln-Deutz eine Glocke aus Frankenstein. Sie wurde 1636 von zwei elsässischen
    Glockengießern gegossen. Vom Hamburger Glockenfriedhof kam sie nach Köln. Leider wurde sie 2006 abgenommen und liegt jetzt in einem Depot der Erzdiözese Köln. Darüber bin ich sehr traurig, denn sie ist eine Mittlerin der Zeiten und Generationen. Falls ein Leser etwas über die Familie Sankol weiß, wäre ich für einen Hinweis dankbar.
    Herzliche Grüße
    Klaus Bartonitschek

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