Ist das Mindener Museum einen Besuch wert? Ich erzähle dir heute von unseren Erfahrungen, wir wir bei einem Besuch in dem Haus gemacht haben. Denn oft sind es genau die Dinge direkt vor der eigenen Haustür, die man jahrelang übersieht. Ich wohne seit 17 Jahren in Minden, mein Mann ist hier geboren, und trotzdem waren wir beide noch nie im Mindener Museum. An einem dieser typischen, leicht trägen Sonntagnachmittage standen wir also da, schauten uns an und fragten uns: „Was machen wir heute?”
Mindener Museum – mitten in der Oberen Altstadt
Ins Auto setzen und irgendwohin fahren? Keine Idee und keine Lust. Da kam uns spontan die Idee, endlich mal das Mindener Museum zu besuchen. Wir gingen zu Fuß in Richtung Stadtzentrum, ganz entspannt. So verbanden wir den Museumsbesuch gleich mit einem kleinen Spaziergang.
Das Mindener Museum liegt zentral in der malerischen Oberen Altstadt. Die beeindruckende Museumszeile besteht aus sechs Häusern aus dem 16. Jahrhundert, die allesamt im Stil der Weserrenaissance errichtet wurden. Diese Fassaden sind aus unzähligen Stadtfotos bekannt – und trotzdem bleibt man jedes Mal kurz stehen und staunt, wenn man hier vorbeikommt. Es ist irgendwie schön, das Ganze diesmal nicht nur als Kulisse wahrzunehmen, sondern wirklich hineinzugehen.
Ein überraschend moderner Einstieg in die Stadtgeschichte

Gleich zu Beginn hat uns die Dauerausstellung positiv überrascht. Der Einstieg in die Mindener Geschichte erfolgt über das interaktive Stadtmodell „Festung Minden im Jahre 1873“. Mithilfe virtueller Rundgänge bekommt man sofort ein Gefühl dafür, wie die Stadt damals aufgebaut war. Es gibt keine trockenen Infotexte, sondern Geschichte zum Erkunden.
Im „Schaufenster zur Stadtgeschichte“ wird der Bogen dann richtig weit gespannt: 35 Objekte – vom Faustkeil bis zum Handballpokal – zeigen die Vielfalt und Überraschungen der lokalen Geschichte. Besonders gut hat uns gefallen, dass hier nicht nur große Ereignisse, sondern auch Alltagsgeschichte erzählt wird.
In der „Diele 23” dreht sich alles um die Sandsteine der Region und die Weserrenaissance. Hier und im Innenhof stehen Architekturfragmente, Bauspolien und andere Zeitzeugen, die man sonst leicht übersieht. Ebenfalls in der Diele 23 wird die Geschichte des Mindener Biers erzählt. Ja, auch das gehört zur Stadtgeschichte.
Besonders gut gefallen haben uns auch das „Erker-Kabinett“ mit seltenen Goldgulden und Stuckornamenten sowie das „Freytag-Zimmer“, in dem die Geschichte der Leihbibliothek Körber & Freytag inklusive Familiengeschichten und weit gereister Möbel erzählt wird. In der ehemaligen Blaudruck- und Schusterwerkstatt dreht sich alles um Feuer, Hochwasser und den Kampf gegen Katastrophen. Das ist spannender, als es klingt.
Unser Highlight: das multimediale Stadtmodell
Unser persönliches Highlight im Mindener Museum war das multimediale Stadtmodell, das Herzstück der Stadtgeschichte. An drei Touchscreens können unterschiedliche Themen ausgewählt werden, woraufhin auf dem Modell entsprechende Gebäude, Stadtquartiere und Flächen beleuchtet und animiert werden.
HIer erkennt man wunderbara die Wege, Strukturen, Veränderungen. Wir haben deutlich länger davor gestanden, als wir eigentlich geplant hatten.
Immer wieder Neues entdecken
Neben der Dauerausstellung präsentiert das Mindener Museum regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen. Thematisch befassen sie sich mit der Geschichte, Kunst und Kultur der Stadt und der Region, dem ehemaligen Fürstbistum Minden und dem heutigen Kreis Minden-Lübbecke. Aber auch überregionale Ausstellungen zu den Themen Archäologie, Kunst oder Naturwissenschaften sind hier zu sehen. Ein guter Grund, nicht nur einmal vorbeizuschauen!
Fotos aus dem Mindener Museum







Unsere ehrliche Überraschung
Ganz ehrlich: Wir hatten mit einem muffigen, piefigen Museum gerechnet. Stattdessen fanden wir ein großes, sauberes und angenehm modernes Gebäude vor. Alles ist gut aufbereitet und verständlich erklärt, sodass man sich Zeit nehmen möchte.
Warum wir 17 Jahre gebraucht haben, um endlich ins Mindener Museum zu gehen? Keine Ahnung. Aber wir sind froh, dass wir es an diesem unspektakulären Sonntagnachmittag endlich getan haben. Manchmal liegt das Gute eben wirklich näher, als man denkt.
