Erste umfassende Ausstellung zur queeren Moderne in Europa: Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen präsentiert vom 27. September 2025 bis zum 15. Februar 2026 im K20 am Grabbeplatz in Düsseldorf die Ausstellung „Queere Moderne. 1900 bis 1950“. Es handelt sich um die erste große Ausstellung in Europa, die den Beitrag queerer Künstlerinnen und Künstler zur Moderne würdigt.
Mehr als 130 Werke von 34 internationalen Kunstschaffenden, darunter Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Skulpturen, Filme, Literatur und Archivmaterial, werfen einen neuen Blick auf die Avantgarde der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Queere Kunst: Alternative Geschichte der Moderne
Die Ausstellung erzählt eine andere Geschichte der Moderne. Bereits früh thematisierten queere Künstler Fragen nach Begehren, Gender, Sexualität und Selbstinszenierung. In ihren Werken spiegeln sich zudem Erfahrungen mit Krieg, Widerstand und gesellschaftlicher Ausgrenzung wider.
Zu den vertretenen Künstler:innen gehören u. a. Claude Cahun, Hannah Höch, Jean Cocteau, Romaine Brooks, Marlow Moss und Richmond Barthé. Viele ihrer Arbeiten waren bisher selten oder gar nicht im musealen Kontext zu sehen.
Ausstellung: Meisterwerke mit subtilen Botschaften
Einige Werke sind mit feinen Symbolen versehen, die auf homosexuelles Begehren oder alternative Lebensentwürfe hinweisen. Dazu gehören beispielsweise:
- „Der sterbende Dandy“ (1918) von Nils Dardel zeigt etwa eine Szene, in der ein Mann unter trauernden Frauen von einem weiteren Mann betrauert wird.
- „Die Quelle“ von Ludwig von Hofmann (1913) begleitete Schriftsteller Thomas Mann bis ins Exil.
- Auch Romaine Brooks oder Lotte Laserstein nutzten ihre Kunst, um Nähe und Intimität in Bildern sichtbar zu machen, die im damaligen gesellschaftlichen Klima oft Tabubrüche darstellten.
Kuratorische Perspektive und Entstehung
Die Idee zur Ausstellung stammt von der Kunsthistorikerin Anke Kempkes und wurde gemeinsam mit Isabelle Malz kuratiert. Lange galt das Projekt als zu gewagt, doch die zunehmende Relevanz queerer Themen in Kultur und Gesellschaft führte schließlich zu seiner Realisierung im K20.
Ein queerer Beirat sowie internationale Expertinnen und Experten begleiteten das Projekt. Neben der Präsentation der Werke wurde ein Rahmenprogramm mit Diskussionen und Vermittlungsformaten entwickelt.
Queere Netzwerke und Salons
Die Ausstellung zeigt außerdem, dass sich bereits im frühen 20. Jahrhundert queere Netzwerke und Salons bildeten. Ein Beispiel hierfür ist Paris, wo Frauen wie Natalie Barney und Gertrude Stein einflussreiche Treffpunkte für Literatur und Kunst schufen. An diesen Orten kamen queere Künstler mit Größen wie Pablo Picasso oder James Joyce zusammen.
Warum die queere Kunstausstellung wichtig ist
Museumsdirektorin Susanne Gaensheimer betonte, dass diese Ausstellung einen neuen Blick auf die Avantgarde ermögliche. Während lange Zeit ein männlich-westliches Narrativ die Moderne dominierte, rückt die Ausstellung jene Stimmen in den Mittelpunkt, die bisher marginalisiert wurden.
Angesichts der weltweit wachsenden Diskriminierung queerer Lebensweisen gewinnt das Projekt eine besondere Aktualität. Die Ausstellung macht deutlich, dass queere Kunst nie ein Randphänomen war, sondern ein wesentlicher Teil der Moderne.
Reisetipp: Wer zwischen Herbst 2025 und Februar 2026 Düsseldorf besucht, sollte sich einen Besuch im K20 Grabbeplatz nicht entgehen lassen. Die Ausstellung „Queere Moderne” bietet ein außergewöhnliches Kunsterlebnis und spannende Einblicke in eine oft vergessene Avantgarde.
Mehr Informationen findest du auf https://www.kunstsammlung.de/de/exhibitions/queere-moderne/