LGBT-Wallfahrt in Rom

Am Wochenende kamen über 1.000 Gläubige aus rund 30 Ländern zu einer besonderen Pilgerreise nach Rom – darunter erstmals auch offiziell queere Katholik*innen. Für viele war es ein historischer Moment, während andere mit Kritik reagierten.

Ein Schritt in Richtung Anerkennung.

Am Samstag nahmen Hunderte queere Katholik*innen und ihre Familien an einer Pilgerfahrt im Rahmen des Heiligen Jahres teil. Für viele Teilnehmende war dies nach Jahrzehnten der Ausgrenzung ein starkes Zeichen. Besonders Papst Franziskus wird zugeschrieben, diesen Wandel angestoßen zu haben.

Die Messe fand in der voll besetzten Chiesa del Gesù, der Hauptkirche des Jesuitenordens, statt. Zelebrant war Bischof Francesco Savino, Vizepräsident der italienischen Bischofskonferenz. In seiner Predigt betonte er, dass das Jubiläum traditionell all jenen Hoffnung schenke, die am Rand der Gesellschaft stünden. Seine Worte lösten anhaltenden Applaus aus: „Es ist Zeit, allen ihre Würde zurückzugeben, besonders denen, denen sie verwehrt wurde.“

Von Verhaftung zur Anerkennung

Besonders emotional war dieser Moment für die US-amerikanische Gruppe DignityUSA. Sprecherin Marianne Duddy Burke erinnerte daran, dass sie beim letzten Heiligen Jahr vor 25 Jahren in Rom noch festgenommen worden waren. Nun aber durften sie offiziell durch die Heilige Pforte des Petersdoms schreiten – „in voller Anerkennung dessen, wer wir sind und welche Gaben wir der Kirche bringen“. Für Burke war es „ein Tag großer Freude und großer Hoffnung“.

Auch andere Gruppen wie „Outreach“ aus den USA sowie die italienische Organisation Jonathan’s Tent hatten die Wallfahrt mitorganisiert.

Kontroversen rund um Regenbogenfahnen im Vatikan

Die Veranstaltung war im offiziellen Programm des Vatikans für das Heilige Jahr aufgeführt. Zwar betonten die Organisatoren, dass dies keine ausdrückliche Unterstützung bedeute, doch allein die Erwähnung sorgte für Debatten. Kritische Stimmen bezeichneten die Regenbogenfahnen im Umfeld der Feierlichkeiten gar als „Skandal“.

Neuer Papst, neue Zeiten?

Seit vier Monaten steht Robert Francis Prevost, genannt Leo, an der Spitze der katholischen Kirche. Mit seinen 70 Jahren bringt er frischen Wind, gilt aber als weniger polarisierend als sein Vorgänger Franziskus. Ob die Wallfahrt in Rom ein Vorzeichen für eine langfristige Öffnung der Kirche ist, bleibt abzuwarten.

Für die Teilnehmenden war dieser Tag jedoch ein starkes Signal: Rom wurde für sie zum Ort der Hoffnung – ein Moment, der in die Geschichte der katholischen Kirche eingehen dürfte.

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