Thailand hat im Januar 2025 als erstes Land Südostasiens die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert. Dieser historische Schritt hat dem Land nicht nur internationale Anerkennung eingebracht, sondern auch den queeren Tourismus auf ein neues Level gehoben. Höhepunkt dieser Entwicklung ist das Bangkok Pride Festival 2025 mit rund 300.000 Besucherinnen und Besuchern, das neue Maßstäbe in der Region setzt.
Bangkok Gay Pride: Parade der Superlative
In der tropischen Hitze Thailands verwandelte sich Bangkok Anfang Juni schwitzend, aber strahlend in eine bunte Partymeile. Der Umzug zog sich durch die Straßen der Hauptstadt, begleitet von Fahnen, Trommelgruppen und spektakulären Wagen. Trotz der feuchten Hitze und der eng gedrängten Menschenmengen war die Stimmung ausgelassen, euphorisch und stolz.
Mitgefeiert haben nicht nur Menschen aus Thailand, sondern auch aus Myanmar, den USA, Europa und vielen weiteren Ländern. Einer von ihnen ist Bo Han, ein junger Mann aus Myanmar, der seit drei Jahren in Thailand lebt. „Meine Heimat ist sehr konservativ. Hier kann ich endlich ich selbst sein“, sagt er.
CSD Bangkok: Der größte Pride in Asien?
Im Vergleich zu São Paulo oder New York kann Bangkok in puncto Größe noch nicht mithalten, doch mit rund 300.000 Teilnehmern hat sich das Event zum größten Gay Pride Asiens entwickelt. Zum Vergleich: Der bisherige Rekordhalter Taiwan zählte 2024 rund 180.000 Gäste.
Der starke Besucherzuwachs ist auch das Ergebnis gezielter Maßnahmen der thailändischen Regierung. So wurde der „Pride Month” offiziell in die nationale Tourismusstrategie integriert. „Thailand will sich als globale Drehscheibe für queeren Tourismus positionieren”, erklärt Chompu Marusachot von der Tourismusbehörde in New York. Eine Bewerbung als Gastgeberland für die World Pride 2030 sei bereits in Vorbereitung.
Zufluchtsort für queere Reisende aus aller Welt
Thailand zieht nicht nur innerhalb Asiens Menschen an, die nach mehr Freiheit suchen. Auch aus den USA kommen immer mehr queere Menschen ins Land – oft aus Frust über politische Entwicklungen in ihrer Heimat. So auch Syd und Jamie, ein junges Paar aus den USA, das im Mai nach Bangkok gezogen ist. „Amerika ist gefährlich geworden“, sagt Syd. Die beiden fanden über die Szene-Bar „Les Hi Bar“ zur „Pride“ – und damit zu einer Community, die ihnen Sicherheit und Sichtbarkeit bietet.
Die internationale Sichtbarkeit der thailändischen Pride-Veranstaltungen wird auch digital verstärkt. So verzeichnet die Webseite GoThaiBeFree.com, ein Reiseportal für queere Menschen, besonders viele Zugriffe aus den USA, gefolgt von China, Deutschland und Großbritannien.
Pride im ganzen Land – nicht nur in Bangkok
Thailand feiert nicht nur in der Hauptstadt: Im Juni finden im ganzen Land Veranstaltungen statt, von Filmfestivals in Krabi bis zu Paraden in Phuket und Pattaya. Laut einer Expedia-Umfrage zählt Phuket im Jahr 2025 zu den beliebtesten Reisezielen für queere Tourist:innen weltweit.
Schon vor der Gesetzesänderung galt Thailand als besonders offen. Nun wird das Engagement auch ökonomisch messbar: Die Tourismusbehörde rechnet mit bis zu vier Millionen zusätzlichen Gästen, zwei Milliarden US-Dollar an Einnahmen und 152.000 neuen Arbeitsplätzen durch queeren Tourismus jährlich.
Kultur, Kunst und Sichtbarkeit: Die Drag-Queen Zymone
Eine der bekanntesten Figuren der Szene ist die Sängerin und Drag-Performerin Zymone. Sie tritt regelmäßig im „Lost & Found“ auf, einer eleganten Speakeasy-Bar in Bangkok, die sowohl Tourist:innen als auch Einheimische anzieht. „Früher kamen fast nur Queers zu unseren Shows”, sagt Zymone. „Heute sitzen auch Mütter mit ihren Söhnen im Publikum oder heterosexuelle Paare aus Großbritannien oder Frankreich. Sie wollen einfach Teil der Feier sein.“
Zymone sieht die Pride nicht nur als politische Demonstration, sondern auch als Kunstform: „Wir zeigen nicht nur, wen wir lieben, sondern auch, wer wir sind. Und das ist Kunst.“
Bangkok wird zum Zentrum queeren Lebens in Asien.
Mit der Legalisierung der Ehe, einem wachsenden Angebot an Veranstaltungen und gezielter Förderung durch den Staat entwickelt sich Thailand – und insbesondere Bangkok – zu einem der spannendsten Reiseziele für queere Menschen weltweit. Die Hoffnung vieler – darunter auch Künstler:innen wie Zymone – ist, dass die Pride-Stimmung nicht auf einen Monat im Jahr beschränkt bleibt, sondern das ganze Jahr über gefeiert wird.
„Nach diesem Jahr“, sagt Zymone, „wird es nicht mehr nur der Pride Month sein, sondern Pride das ganze Jahr. Und alle sind eingeladen.“