Nach über vier Jahrzehnten schliesst die legendäre Gaysauna „Moustache“ in Zürich am 31. Dezember 2023 für immer ihre Tore. Trotz anhaltendem Erfolg und treuer Kundschaft zwingt eine Mischung aus städtischen Entscheidungen und Immobiliengeschäften die Betreiber zur Schliessung. Das Ende dieser Ära ist ein herber Verlust für die Zürcher Schwulenszene.
Immobilienmarkt als Spielverderber
Im Jahr 2010 übernahmen Robert Zbinden und seine Geschäftspartner das Moustache und investierten massiv in die Sanierung des Lokals. Die Probleme begannen drei Jahre zuvor, als die Eigentümer des Gebäudes, in dem die Sauna eingemietet war, beschlossen, das Haus zu verkaufen. Obwohl Zbinden und die anderen ansässigen Geschäfte das Gebäude selbst kaufen wollten, wurden sie schließlich von der Zürcher Kantonalbank überboten. Diese plant nun, das Gebäude zu sanieren und in Wohn- und Büroflächen umzuwandeln. Für die traditionsreiche Sauna bleibt da kein Platz mehr. Der Verkauf war der Anfang vom Ende des Schnurrbarts.
Vergebliche Suche nach Alternativen
Nach der Übernahme des Gebäudes durch die Zürcher Kantonalbank versuchte Zbinden vergeblich, einen neuen Standort für die Sauna zu finden. Hohe Mietpreise und Vorbehalte der Vermieter*innen, die eine Schwulensauna als potenzielle Lärmquelle ansahen, erschwerten die Suche erheblich. Zbinden betont, dass das Moustache immer ein ruhiger Betrieb ohne Partys gewesen sei und die Nachbarn nie gestört habe.
Im Jahr 2022 schien eine Lösung in Sicht, als Zbinden auf dem ehemaligen Koch-Areal, das der Stadt Zürich gehört, einen 800 Quadratmeter großen Raum mit Dachterrasse entdeckte. Obwohl das Moustache mit seinem gastronomischen Angebot ins Konzept passte, wurde das Gesuch abgelehnt. Die Begründung: Das Moustache habe zu wenig „Quartierbezug“. Dieser Entscheid stiess bei Zbinden auf Unverständnis, sei doch die Sauna seit 40 Jahren ein fester Bestandteil des Kreises 4.
Auf Nachfrage erklärte die Stadt Zürich, dass unter „quartierbezogenen Dienstleistungen“ solche Angebote verstanden werden, die den Anwohner*innen direkt zugute kommen. Es sei keine Entscheidung gegen den die Moustache-Sauna gewesen, sondern für einen anderen Betrieb, der besser ins Konzept passe. Der Fokus liege auf Handwerksbetrieben, nicht auf bereits bestehenden Angeboten im Quartier.
Keine Hoffnung mehr
Nach mehreren erfolglosen Versuchen hat Zbinden die Suche nach einem geeigneten neuen Standort schliesslich aufgegeben. Mit der Schliessung der Moustache-Sauna zum 31. Dezember 2023 geht für die Zürcher Gay-Community eine Ära zu Ende.
Der Verlust dieses historischen Ortes wird von vielen als trauriger Rückschlag empfunden. Die Moustache war mehr als eine Schwulensauna: Sie war ein sicherer Hafen, ein Treffpunkt und ein Symbol für Vielfalt und Akzeptanz in Zürich. Die Lücke, die es hinterlässt, wird nur schwer zu füllen sein.