Simply Red: 40th Anniversary Tour Hannover (Konzertbericht)

Ich gebe zu: Simply Red ist nicht wirklich meine Musik. Ich kenne einige Hits aus den 90ern und finde sie ganz nett, aber privat würde ich sie eher nicht hören. Trotzdem sitze ich am 29. Oktober 2025 in der ausverkauften ZAG Arena in Hannover, wo 10.000 Fans die rote Mähne von Mick Hucknall feiern. Der Grund, warum ich da bin? Mein Mann ist ein riesiger Simply-Red-Fan. Und wenn man jemanden liebt, geht man eben auch mal auf Konzerte, bei denen man selbst nicht unbedingt ausflippt.

Simply Red Konzertbericht: Live in der ZAG Arena in Hannover

Für die Liebe: Mein Mann ist seit seiner Jugend großer Simply Red Fan

Bevor die Hauptband die Bühne betritt, spielt die Hamburger Sängerin lùisa sie mit ihrer Band. Anfangs gefiel mir das sogar: angenehme Stimme, dezente Beats, atmosphärisch. Doch dann begann sie, zwischen den Songs über ihre Ängste zu sprechen und darüber, dass sie sich bei Dunkelheit nicht mehr auf die Straße traue – ein feministischer Vortrag, der einfach nicht auf ein solches Konzert gehört. Der Applaus darauf fiel auch eher verhaltend aus. Offensichtlich wollte das restliche Publikum auch lieber Musik hören, als belehrt werden.

40 Jahre Simply Red – Mick Hucknall kämpft sich durch

Pünktlich um 21 Uhr geht das Licht aus. Simply-Red-Kopf Mick Hucknall betritt die Bühne, begleitet von sechs fantastischen Musikern. Die Band feiert dieses Jahr ihr 40-jähriges Bestehen – eine stolze Zahl. Doch der Auftakt überrascht mich: Die ersten beiden Songs sind langsam, jazzig, mit langen Saxophon-Soli. Ganz ehrlich: Genau die Art von Musik, die mich gähnen lässt. Ich habe schon Angst, dass der ganze Abend so weitergeht und ich völlig fehl am Platze bin.

Nach dem zweiten Lied spricht Mick zum Publikum. Seine Stimme klingt angeschlagen. Er erzählt, dass er an einem Infekt leidet, das Konzert aber nicht absagen wollte. Respekt dafür. Und tatsächlich: Trotz seiner heiseren Sprechstimme singt er makellos.

Endlich kommen die Klassiker, die auch ich kenne

Ab dem dritten oder vierten Song wird es vertrauter. „Money’s Too Tight (to Mention)“, „It’s Only Love“, „If You Don’t Know Me by Now“, „Stars“, „Sunrise“, „Thrill Me“, „Fairground“ – allesamt Songs, die in meiner Jugend auf MTV rauf und runter liefen. Viele Leute stehen auf, singen mit und tanzen zwischen den Sitzen. Ich merke, wie selbst mir einige Melodien ein Lächeln entlocken.

Zwischen den Songs erzählt Hucknall kleine Anekdoten. Zum Beispiel, mit wem er die Songs geschrieben hat oder woher bestimmte Texte stammen. Man spürt seine Leidenschaft – und auch ein bisschen Wehmut, wenn er über die 80er und 90er Jahre spricht.

Das Publikum hat Bierdurst und Redebedarf

Was mich allerdings wirklich gestört hat, war das Publikum um mich herum. Die Leute in den Reihen vor und hinter mir unterhielten sich lautstark, sogar während Mick Hucknell aus dem Nähkästchen plauderte. Ich musste sie sogar um Ruhe bitten. Es ist mir unbegreiflich, wie man einem Künstler gegenüber so respektlos sein kann.

Dazu kam das ständige Rein- und Rauslaufen. Kaum ein Song, bei dem nicht jemand durch die Reihe drängte, um sich Getränke-Nachschub zu holen (oder zum Klo zu gehen). Kann man wirklich keine zwei Stunden ohne Bier und Pinkelpause auskommen?

Auch das Sitz- und Stehproblem trübte die Stimmung: Die Arena war komplett bestuhlt, aber viele Zuschauer wollten tanzen und andere wollten sitzen bleiben. Das führte zu genervten Blicken und hitzigen Diskussionen. Es herrschte eine latent agressive Stimmung auf dem Rang.

Mein persönliches Resümee

Zum Abschluss kamen natürlich die großen Hits: „Something Got Me Started” und „Holding Back the Years”. Da hatte die ganze Halle Gänsehaut und stand auf den Beinen. Sogar ich. Mick Hucknall verabschiedete sich sichtlich erschöpft, aber glücklich.

Mein Mann war restlos begeistert. Für ihn hat sich ein Traum erfüllt, und es war schön, das mitanzusehen. Ich selbst hatte einen netten Abend, auch wenn mich das Publikum ziemlich genervt hat und die ersten Songs gar nicht mein Ding waren. Aber: Im Gegensatz zu den Konzerten von The Weeknd und Taylor Swift war ich endlich mal wieder nicht der Älteste auf einem Konzert. Im Gegenteil: Bei Simply Red gehörte ich zu den Jüngsten im Publikum! Und Mick Hucknall ist ein echter Profi. Dafür ziehe ich den Hut.

Simply Red in Hannover – ein Konzert zwischen Perfektion, Nostalgie und menschlichen Schwächen.

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