Erster Gay Pride in Botswana

Ein historischer Moment für Sichtbarkeit und Gleichberechtigung in Botswana: Am 1. November 2025 schrieb das kleine Dorf Palapye Geschichte. Zum ersten Mal fand dort ein lokaler Gay-Pride-Marsch statt. Die Veranstaltung gilt als wichtiger Schritt im Kampf um Gleichberechtigung, Sichtbarkeit und Würde sexueller Minderheiten.

In dem Land in Afrika, in dem traditionelle Werte, Religion und kultureller Konservatismus das öffentliche Leben stark prägen, hatte die Veranstaltung eine besondere Symbolkraft. Was zunächst zaghaft begann, entwickelte sich zu einem Meilenstein. Anfangs kamen nur wenige Unterstützer:innen, doch im Laufe des Vormittags füllten sich die Straßen mit bunten Fahnen, Eltern, Aktivist:innen und Verbündeten.

Erste Gay-Pride-Veranstaltung in Botswana außerhalb der Städte.

Der Marsch in Palapye war die erste Pride-Veranstaltung in einer ländlichen Region Botswanas überhaupt. Damit erreichte die Bewegung für Gleichberechtigung eine neue Dimension. Zwar markierten rechtliche Fortschritte wie die Entkriminalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen im Jahr 2021 und die offizielle Registrierung der Organisation LEGABIBO bereits Errungenschaften, doch die Realität auf dem Land sieht anders aus. Akzeptanz und Freiheit sind dort noch keine Selbstverständlichkeit.

Die Organisatoren der AGANG Community Network bezeichneten den Marsch als „Rückeroberung von Raum“ – ein Akt, der zeigen sollte, dass die Bewegung auch jenseits der Hauptstadt Gaborone präsent ist.

Symbolische Bedeutung für das ganze Land

Der „Pride in Palapye” war somit nicht nur ein Fest, sondern auch ein politisches Signal. In ländlichen Gebieten ist das öffentliche Auftreten queerer Menschen noch immer mit Risiken verbunden. Umso bedeutsamer war es, dass die Veranstaltung ohne externe finanzielle Unterstützung zustande kam. Die Bewohner des Ortes stellten Wasser, Drucksachen und Tonanlagen zur Verfügung – ein Zeichen wachsender Solidarität.

Diese Form der Eigeninitiative zeigt, dass gesellschaftlicher Wandel nicht immer von oben kommen muss. Er kann dort beginnen, wo Menschen an die gemeinsame Verantwortung glauben.

Wendepunkt für Botswanas Zivilgesellschaft

Der Pride-Marsch von Palapye markiert eine neue Phase im Engagement für Menschenrechte in Botswana. Nach juristischen Erfolgen rückt nun die gesellschaftliche Ebene in den Mittelpunkt. Der Marsch machte deutlich, dass Sichtbarkeit auch in konservativen Regionen möglich ist und Veränderung oft mit kleinen, mutigen Schritten beginnt.

Er steht im Kontrast zur Verfassungsreform von 2023, in der queere Stimmen kaum berücksichtigt wurden, obwohl das höchste Gericht zuvor ihr Recht auf Würde und freie Vereinigung bestätigt hatte. In diesem Zusammenhang war der Marsch nicht nur ein Fest, sondern auch ein stiller Protest gegen das Vergessenwerden.

Beginn einer Bewegung

Für die Organisatoren von AGANG Community Network ist der Palapye Pride kein einmaliges Ereignis, sondern der Auftakt zu einer landesweiten Bewegung. Ziel ist es, langfristig sichere Räume zu schaffen – in Familien, Schulen, Kirchen und Dörfern.

Der historische Tag in Palapye hat gezeigt, dass gesellschaftliche Veränderung dort beginnt, wo Menschen den Mut haben, sichtbar zu sein. Was mit einem kleinen Marsch in einem abgelegenen Dorf begann, könnte sich als Startpunkt für eine neue Ära der Gleichberechtigung in Botswana erweisen.

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