Angebliche „LGBT-Mitgliedschaften“ in Nordkorea

In einem Beitrag auf X (ehemals Twitter) wird behauptet, Nordkorea biete „LGBT-Mitgliedschaften” für Touristen an. Der am Freitag (11. Juli) veröffentlichte Post enthielt den Satz: „Eilmeldung: Nordkorea heißt LGBT+-Reisende willkommen“ und zeigte ein Bild einer angeblichen Schlagzeile: „Nordkorea bietet LGBT-Mitgliedschaften für ausländische Reisende an“. Der Beitrag erreichte über 12 Millionen Aufrufe und rund 13.000 Likes.

Offizielle Stellen haben diese Behauptung jedoch nicht bestätigt. Vielmehr scheint es sich um eine recycelte Falschmeldung aus einem älteren Instagram-Beitrag zu handeln. Die Diskussion lenkt dennoch den Blick auf die Situation queerer Menschen im abgeschotteten Staat unter Machthaber Kim Jong Un.

Nordkorea: Rechtliche Lage und Realität für Homosexuelle

Zwar sind queere Menschen in Nordkorea nicht ausdrücklich kriminalisiert, doch die Gesellschaft ist stark konservativ geprägt. Diskriminierung ist wahrscheinlich, und gesetzlich verankerte Rechte für queere Menschen gibt es nicht.

Gleichgeschlechtliche Ehen, eingetragene Partnerschaften oder ähnliche Rechtsformen werden nicht anerkannt. Immer wieder tauchen unbestätigte Berichte über schwere Repressionen auf, darunter angebliche Hinrichtungen.

So meldete die südkoreanische Zeitung The Korea Times im Jahr 2011, dass in Nordkorea ein lesbisches Paar wegen „Korruption der öffentlichen Moral“ hingerichtet worden sei. Eine Bestätigung dafür gibt es bis heute nicht.

Reisen als queere Person nach Nordkorea

Das auf Nordkorea-Tourismus spezialisierte chinesische Reiseunternehmen Young Pioneer Tours beschreibt die Lage für queere Reisende überraschend positiv. Homosexualität sei in Nordkorea nicht verboten. Auch offen schwule Reiseleiter hätten Touren ohne Probleme durchgeführt.

Allerdings warnt der Anbieter, dass es im Land keinerlei LGBT-Szene gebe und man keine offen schwulen Nordkoreaner treffen werde. Zudem seien öffentliche Zuneigungsbekundungen jeglicher Art unerwünscht – unabhängig von der sexuellen Orientierung.

In einem Bericht des südkoreanischen Vereinigungsministeriums aus dem Jahr 2023 wird ein Überläufer zitiert, der angibt, dass neun Jahre zuvor ein Mann in Nordkorea wegen Homosexualität hingerichtet worden sei. Eine unabhängige Bestätigung hierfür gibt es nicht.

Laut Young Pioneer Tours ist es für gleichgeschlechtliche Paare in Nordkorea problemlos möglich, ein Zimmer zu teilen, da Touristen üblicherweise in Doppelzimmern mit zwei Einzelbetten untergebracht werden. Doppelbetten sind jedoch nicht Standard.

Schreibe einen Kommentar